Entlang von drei breit angelegten gattungs- und konfessionsübergreifenden Studien zur Inanspruchnahme neutestamentlicher Schlüsseltexte in der Reformation und in der Zeit der Konfessionalisierung profiliert Patrick Bahl die Auslegungsgeschichte als eine zentrale kirchengeschichtliche Teildisziplin und erkundet ihre hermeneutischen und methodologischen Grundlagen.
Was ist Auslegungsgeschichte? Entlang von drei breit angelegten Studien zur Inanspruchnahme neutestamentlicher Schlüsseltexte in der Reformation und in der Zeit der Konfessionalisierung profiliert Patrick Bahl die Auslegungsgeschichte als eine zentrale kirchengeschichtliche Teildisziplin und erkundet ihre hermeneutischen und methodologischen Grundlagen. Konfessions- und gattungsübergreifend, d. h. in Kommentaren, Predigten, kontroverstheologischen Schriften und Frömmigkeitsliteratur, erschließt er die Auslegung der Auftaktverse der Apostelgeschichte (Apg 1,1-14), die vergleichende Interpretation johanneischer und paulinischer Texte und die Deutung der Perikope von der bußfertigen Sünderin (Lk 7,36-50), um die auslegungsgeschichtliche Fragestellung innerhalb der Kirchengeschichte wie auch im interdisziplinären Dialog zu schärfen.
Inhaltsübersicht:
Heuristische, hermeneutische und methodologische Vorüberlegungen
1. Ebelings Habilitationsvorlesung im werkgeschichtlichen Spiegel
2. Kirchengeschichtliche Modifizierungsvorschläge und bibelwissenschaftliche Impulse
3. Gegenstand, hermeneutische Relevanz und Methode der Auslegungsgeschichte
4. Die Ebenen dieser Untersuchung
I. Apg 1,1-14 im Widerstreit der Konfessionen
1. Historia, Paulusglosse, liber dogmaticus? Zur Einschätzung des historischen und theologischen Deutungsanspruchs der Apostelgeschichte in der Acta-Exegese des 16. und 17. Jahrhunderts
2. Orientierung über Abgrenzung, Binnengliederung und syntaktische Eigenarten von Apg 1,1-14 entlang von Bibelausgaben des 16. Jahrhunderts
3. Zwischen exordium, transitus und Epilog - die Bestimmung der Form und Funktion von Apg 1,1-14 im 16. und 17. Jahrhundert im Horizont der antiken Rhetorik und Historiographie
4. Exegetische Kampfplätze in Apg 1,1-14 als Hinweise auf die Wirkung des Textes?
5. Ertrag
II. Die vergleichende Auslegung johanneischer und paulinischer Texte in Reformation und lutherischer Orthodoxie
1. Historische, methodische und hermeneutische Vergleichsperspektiven auf paulinische und johanneische Theologie in reformatorischen Bibelkommentaren
2. Kontroverstheologische Karrieren - vergleichende Auslegungen johanneischer und paulinischer loci scripturistici in theologischen Summen der 'lutherischen Orthodoxie'
3. Harmonia epistol-evangelica - zur harmonisierenden Auslegung johanneischer und paulinischer Perikopen im homiletischen Diskurs des 17. Jahrhunderts
4. Ertrag
III. Die bußfertige Sünderin Maria Magdalena in der Auslegung des 16. und 17. Jahrhunderts
1. »Ecce Maria«? - historische und methodologische Annäherungen
2. Auswahl und Profil der Quellen
3. Der Evangelist Lukas und 'seine' Maria Magdalena - das Verständnis der Erzählstrategie von Lk 7,36-50
4. Protagonistin oder Nebencharakter? Die Verortung Marias in der Handlung
5. Zwischen Jerusalem, Naïn und Magdala - die Diskussion um die Lokalisierung des Geschehens und die Herkunft Marias
6. Zwischen »Sünderin« und »Maria Magdalena« - zwischen Lukas-Evangelium und Tradition
7. Erkennen, Klagen, Lieben - die Auslegung des Salbungsvorgangs
8. »Weil sie viel geliebt hat« - die Auseinandersetzung um das rechtfertigungstheologische Verständnis Maria Magdalenas vor dem Hintergrund der Personenkonstellationen
9. Ertrag
Was ist Auslegungsgeschichte?