Theologie

Bernard M. Levinson

Der kreative Kanon

Innerbiblische Schriftauslegung und religionsgeschichtlicher Wandel im alten Israel Mit einem Geleitwort von Hermann Spieckermann
Aus d. Englischen übers. v. Felipe Blanco Wißmann

2012. XXVII, 239 Seiten.
34,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-151787-7
lieferbar
Wie bestraft Gott Sünder? Bernard M. Levinson untersucht den Gedanken der generationenübergreifenden Strafe im Dekalog und stellt dar, wie er sich in ein Konzept der individuellen Verantwortung verwandelt. Der Autor zeigt außerdem, inwiefern der biblische Kanon eine Quelle seiner eigenen Erneuerung ist.
Bernard M. Levinson nimmt das Prinzip der generationenübergreifenden Strafe aus dem Dekalog in den Blick, also die Vorstellung, dass Gott Sünder indirekt bestraft und die Bestrafung, die ihnen gebührt, auf drei oder vier Generationen ihrer Nachkommen ausdehnt. Trotz der Stilisierung als göttliches Recht wurde im alten Israel das Gerechtigkeitsproblem deutlich gesehen, das sich aus der Vorstellung ergibt, dass unschuldige Menschen allein dafür bestraft werden, Kinder oder Enkel von Übeltätern zu sein. Eine Reihe von innerbiblischen und nach-biblischen Reaktionen auf dieses Prinzip zeigt die Bemühungen späterer Autoren auf, dieses problematische Konzept zu kritisieren, zurückzuweisen und durch die alternative Vorstellung individueller Vergeltung zu ersetzen. So betrachtet ist der grundlegende Kanon die Quelle seiner eigenen Erneuerung: Er fördert das kritische Nachdenken über den überlieferten Text und trägt zur geistigen Freiheit bei.
Um eine vertiefte Beschäftigung mit dem Thema zu ermöglichen, enthält das Buch auch einen weiterführenden forschungsgeschichtlichen Essay zum klar abgrenzbaren Ansatz der innerbiblischen Schriftauslegung. Darin werden Beiträge europäischer, israelischer und nordamerikanischer Forscher vorgestellt.
Eine frühere, englischsprachige Fassung dieses Buches wurde unter dem Titel Legal Revision and Religious Renewal in Ancient Israel veröffentlicht. Die vorliegende Fassung stellt eine komplette Neuausgabe dar, die speziell mit Blick auf die deutschsprachige Leserschaft überarbeitet und mit umfangreichen Ergänzungen versehen wurde. Es ist das Ziel des Autors, neue Perspektiven auf aktuelle Debatten über Kanonizität, Autorität von Texten und Autorschaft innerhalb der Geisteswissenschaften zu ermöglichen.

»Es ist eine Wohltat, wenn sich Forscher in den Geistes- und Bibelwissenschaften nicht in ihrer eigenen Disziplin vergraben, sondern Themen in Angriff nehmen, die im eigenen Fach und in den Nachbardisziplinen von unverkennbarer Relevanz sind. B. M. Levinson gehört zu diesen mutigen Forschern. [...] Als Bibelwissenschaftler bahnt er den Weg zu den Geisteswissenschaften und macht sie mit dem bisher ungenutzten Forschungsschatz zur innerbiblischen Exegese vertraut.«
Aus dem Geleitwort von Hermann Spieckermann
Personen

Bernard M. Levinson is Professor of Jewish Studies and Hebrew Bible and of Law at the University of Minnesota in Minneapolis.

Felipe Blanco Wißmann Geboren 1976; Dr. theol.; von 2003 bis 2007 wissenschaftlicher Assistent an der Universität Zürich und ist zurzeit Vikar der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Theologische Rundschau — 79 (2014), S. 418–435 (Melanie Köhlmoos)
In: Orientalistische Literaturzeitung — 109 (2014), S. 461–462 (Matthias Millard)
In: Salesianum — 75 (2013), S. 189–190 (Rafael Vicent)
In: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft (ZAW) — 125 (2013), S. 695 (C. Koch)