Theologie

David Käbisch / Johannes Wischmeyer

Die Praxis akademischer Religionslehrerbildung

Katechetik und Pädagogik an der Universität Jena 1817–1918. Mit einem Forschungsausblick von Michael Wermke

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ISBN 978-3-16-149737-7
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Wie wurden im 19. Jahrhundert angehende Pfarrer auf den Religionsunterricht in Schule und Gemeinde vorbereitet? Die Autoren zeigen, wie die theoretische und schulpraktische Religionslehrerausbildung an der theologisch liberalen Jenaer Universität verlief: Im Mittelpunkt stand die kindgerechte Vermittlung individueller religiöser Bildung.
Die Katechetik des 19. Jahrhunderts steht im Ruf, eine kirchlich dominierte, theologisch verengte und pädagogisch unreflektierte Disziplin zu sein. Dieses Urteil wird jedoch der im Rahmen der protestantischen Universitätstheologie gelehrten Katechetiktheorie und eingeübten Unterrichtspraxis nicht gerecht. Als wichtiger Teilbereich der Praktischen Theologie war die universitäre Katechetik vielmehr der Ort, an dem angehende Geistliche differenziert auf ihre Rolle als Religionslehrer in Schule und Gemeinde vorbereitet wurden. Am Beispiel des 1817 begründeten Jenaer katechetischen Seminars rekonstruieren die Autoren auf der Basis umfangreicher Archivquellen die Praxis akademischer Religionslehrerbildung über einen Zeitraum von 100 Jahren hinweg. Charakteristisch für die Jenaer Praktische Theologie war ein liberales Religions- und Kirchenverständnis, das sich im Engagement prominenter Fachvertreter auch im Umkreis der katechetischen Bildung vielfältig niederschlug. Die über einen langen Zeitraum lückenlos erhaltenen Seminarprotokolle dokumentieren den langsamen Wandel der Unterrichtsstandards, die Bedeutung der Sokratik im Lehrbetrieb, den Einsatz von Katechismuslehrbüchern und die Integration exegetischer und historischer Fragestellungen in den kindgerechten Unterrichtsaufbau. Besondere Aufmerksamkeit schenken die Autoren den herbartianischen Reformpädagogen Karl Volkmar Stoy, Wilhelm Rein und Ernst Thrändorf, die im 1843 gegründeten pädagogischen Seminar eigene Konzepte des Religionsunterrichts entwickelten und im engen Austausch mit der Theologischen Fakultät standen. Jena wurde auf diese Weise nach 1900 zu einem Zentrum der Diskussion um die Reform des Religionsunterrichts.
Personen

David Käbisch (1975–2024) Studium der Ev. Theologie für das Pfarramt sowie der Lateinischen Philologie und Erziehungswissenschaften für das Lehramt an Gymnasien; 2003–08 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Jena; 2008 Promotion; 2010–13 Akademischer Rat in Marburg; 2013 Habilitation; war Professor für Religionspädagogik am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt.

Johannes Wischmeyer Geboren 1977; Studium der Evangelischen Theologie und der Geschichte in Tübingen, Leipzig, Oxford, Heidelberg und München; 2007 Promotion an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität München; seit 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Geschichte, Mainz.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Zeitschr. f.Thüring. Gesch. — 64 (2010), S. 469–470 (Stefan Michel)
In: Theologische Rundschau — 74 (2009), S. 390–391 (Bernd Schröder)
In: Zeitschr.f.Pädagogik u. Theologie — 2009, S. 291–293 (Friedrich Schweitzer)
In: Theologische Literaturzeitung — 135 (2010), S. 248–251 (Rainer Lachmann)
In: www.theo-web.de — 8 (2009), S. 227 (Martin Schreiner)