Theologie

Doing Gender – Doing Religion

Fallstudien zur Intersektionalität im frühen Judentum, Christentum und Islam
Hrsg. v. Ute E. Eisen, Christine Gerber u. Angela Standhartinger

159,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
Leinen
ISBN 978-3-16-152226-0
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Wie Frauen in der Antike lebten, das wurde nicht nur von Geschlechterrollenzuschreibungen, sondern auch vom Zusammenspiel mit anderen Faktoren wie etwa pluriformen Wertvorstellungen von Religion bestimmt. Die Beiträge dieses Sammelbandes knüpfen an den interdisziplinären Diskurs über Intersektionalität an und bieten theoretische Beiträge und Fallstudien zu religiösen Texten der Antike.
Unter dem Motto »Doing Gender – Doing Religion« greift der Sammelband die in den Sozialwissenschaften seit etwa 30 Jahren lebhaft geführte Debatte über »Intersektionalität« von Unterdrückungsstrukturen auf: Die Rolle und Situation von Frauen ist nicht ohne Berücksichtigung anderer Faktoren wie etwa ihres Status und ihrer ethnischen Herkunft zu erfassen. Genderkonstruktionen und andere Parameter bedingen einander. Für die Kulturen der Antike ist dabei – so die Grundannahme der Beiträge dieses Sammelbandes – auch die religiöse Zugehörigkeit zu berücksichtigen. Im Zentrum der hier publizierten Intersektionalitätsanalysen steht daher die Frage, wie Geschlechterrollenkonzepte und religiöse Wertvorstellungen sich gegenseitig bedingen und beeinflussen. Grundsätzlichen Überlegungen zur Intersektionalitätsanalyse stehen Fallstudien zur Seite, welche die Verwobenheit von Genderkonstruktionen in frühjüdischen, neutestamentlichen und zeitgenössischen paganen Texten sowie solchen der Alten Kirche und des frühen Islam untersuchen. Die Beiträge behandeln unter anderem die Sicht auf interkulturelle Ehen und Geschlechtermoral im frühen Judentum, Christentum und Islam, auf Sklavinnen in religiöser Rechtsbildung im frühen Judentum und Christentum oder Maskulinitätskonzepte im Paganismus und im Neuen Testament. Der Sammelband belegt, dass die Frage nach den Wechselwirkungen von Genderkonzepten und religiösen Konstruktionen höchst produktiv ist, sich aber nicht isoliert von weiteren Kategorien, insbesondere den jeweiligen Statusmarkierungen analysieren lässt. Die Beobachtungen zur Vielfalt und Variabilität religiöser Konzepte und Geschlechterrollenvorstellungen legen nicht zuletzt deren Konstruktivität offen.
Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht: Ute E. Eisen/Christine Gerber/Angela Standhartinger: Doing Gender – Doing Religion. Zur Frage nach der Intersektionalität in den Bibelwissenschaften. Eine Einleitung (De)konstruktion und Applikation Ulrike Auga: Geschlecht und Religion als interdependente Kategorien des Wissens. Intersektionalitätsdebatte, Dekonstruktion, Diskursanalyse und die Kritik antiker Texte – Karen L. King: Gender Contestation as Political Critique. Four Cases from Ancient Christianity – Silke Petersen: »Jede Häresie ist eine wertlose Frau« (Epiphanius von Salamis). Zur Konstruktion der Geschlechterdifferenz im Religionsstreit Interkulturelle Ehen und Geschlechtermoral im frühen Judentum, Christentum und Islam Christl M. Maier: Der Diskurs um interkulturelle Ehen in Jehud als antikes Beispiel von Intersektionalität – Aliyah El Mansy: Interreligiöse Ehen im literarischen Diskurs des 1./2. Jahrhunderts. Plutarch und der Erste Petrusbrief im Vergleich – Bärbel Beinhauer-Köhler: »Untreue« im entstehenden Islam. Eine koranische Norm der Paarbeziehung im Wechselspiel mit der neuen Religion – Doris Decker: Frauen zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Wandel weiblicher Geschlechterkonstruktionen in religiösen Veränderungsprozessen am Beispiel frühislamischer Überlieferungen ,Gender' in Religionspolitik und Moral Friederike Oertelt: Gender, Religion und Politik bei Philo von Alexandria – Christiane Krause: Patria Potestas – Honour-Shame? Tote Töchter im Kapitel »De pudicitia« des Valerius Maximus – Brigitte Kahl: Krieg, Maskulinität und der imperiale Gottvater. Das Augustusforum und die messianische Re-Imagination von »Hagar« im Galaterbrief Sklavinnen in Zeiten der religiösen Rechtsbildung Catherine Hezser: Part Whore, Part Wife. Slave Women in the Palestinian Rabbinic Tradition – Bernadette J. Brooten: Enslaved Women in Basil of Caesarea's Canonical Letters. An Intersectional Analysis Männerfragen zum Neuen Testament Moisés Mayordomo: Jesu Männlichkeit im Markusevangelium. Eine Spurensuche – Shelly Matthews: The Weeping Jesus and the Daughters of Jerusalem. Gender and Conquest in Lukan Lament – Martin Leutzsch: Eunuch und Intersektionalität. Ein multiperspektivischer Versuch zu Apg 8,26–40
Personen

Ute E. Eisen Geboren 1961; 1994 Promotion; 2003 Habilitation; Professorin für Altes und Neues Testament am Institut für Evangelische Theologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
https://orcid.org/0000-0002-7866-6529

Christine Gerber Geboren 1963; Studium der Ev. Theologie; 1996 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München; 2005 Habilitation an der Humboldt-Universität zu Berlin; seit 2007 Professorin für Neues Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg.

Angela Standhartinger Geboren 1964; Studium der Ev. Theologie in Frankfurt/Main, München und Heidelberg; Promotion und Habilitation in Frankfurt; Vikariat und Ordination; Gastaufenthalt am Union Theological Seminary in New York; seit 2000 Professorin für Neues Testament in Marburg.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Theologische Literaturzeitung — 140 (2015), S. 24–27 (Kathy Ehrensperger)
In: FAMA – feminst.-theolog. Zeitschr. — 2015, Heft 1, S. 17–18 (Veronika Bachmann)
In: New Testament Abstracts — 58 (2014), S. 156
In: Concilium — 2013, Heft 4, S. 201
In: Intams — 23 (2017), S. 128–130 (Michael Tilly)
In: Verkündigung u. Forschung — 67 (2022), pp. 113–126 (Uta Heil)