Rechtswissenschaft

Marietta Auer

Materialisierung, Flexibilisierung, Richterfreiheit

Generalklauseln im Spiegel der Antinomien des Privatrechtsdenkens

2005. XXIII, 262 Seiten.
74,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
Leinen
ISBN 978-3-16-148461-2
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Generalklauseln wie Treu und Glauben oder die Guten Sitten werden in der gegenwärtigen Privatrechtsdiskussion meist nur unter dem Aspekt ihrer Konkretisierung, d.h. der Ableitung präziserer, unmittelbar anwendbarer Rechtssätze behandelt. Marietta Auer zeigt dagegen, daß man ihrer Funktion nur mit Berücksichtigung der ethischen und historischen Grundlagen der Privatrechtsentwicklung während des 19. und 20. Jahrhunderts gerecht werden kann.
Generalklauseln wie Treu und Glauben oder die Guten Sitten werden in der gegenwärtigen Privatrechtsdiskussion meist unter dem Aspekt ihrer näheren Konkretisierung behandelt, die ausgehend von den Grundsätzen der hergebrachten juristischen Methodenlehre auf die Ableitung präziserer, unmittelbar anwendbarer Rechtssätze gerichtet ist. Marietta Auer hinterfragt diesen Anspruch kritisch und zeigt, daß die Problematik der Generalklauseln nur von einem der herkömmlichen Methodenlehre übergeordneten rechtstheoretischen Blickwinkel, der die zwischen den Grundwertungen des Privatrechtsdenkens bestehenden Antinomien in ihrem historisch wandelbaren Spannungsverhältnis in den Mittelpunkt stellt, angemessen erfaßt werden kann. Auf dieser Grundlage erweist sich die Entwicklung der Generalklauseln während des 20. Jahrhunderts sowohl im deutschen als auch im amerikanischen Recht als Ausdruck der das gesamte Privatrechtsdenken prägenden Grundkonflikte zwischen Individualismus und Kollektivismus, Rechtssicherheit und Einzelfallgerechtigkeit sowie zwischen Richterbindung und Richterfreiheit, von deren Berücksichtigung damit auch jede theoretische Behandlung der Generalklauselproblematik auszugehen hat. Ziel der Untersuchung ist damit ein Paradigmenwechsel in der Privatrechtstheorie, der über die Problematik der Generalklauseln hinaus von Bedeutung ist.
Personen

Marietta Auer Geboren 1972; Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Soziologie in München und Harvard; 2003 Promotion; 2012 Habilitation in München; seit 2013 o. Professorin für Bürgerliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Gießen.
https://orcid.org/0000-0002-3247-9066

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Archiv für Rechts-u.Sozialphilos. — Bd.91 (2005), H.4, S.580ff (Jan-R. Sieckmann)
In: European Review of Contract Law — 2007, 111–115 (Aurelia C. Ciacchi)
In: Zeitschrift d.Savigny-Stiftung G — 2007, 825–827 (Johann Braun)
In: Rechtsgeschichte — 9 (2006), S. 220–222 (Viktor Winkler)