Geschichtswissenschaft

Die Religion des Imperium Romanum

Koine und Konfrontationen
Hrsg. v. Hubert Cancik u. Jörg Rüpke unter Mitarb. v. Franca Fabricius u. Diana Püschel

2009. X, 411 Seiten.
79,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
Leinen
ISBN 978-3-16-149648-6
lieferbar
Welche Rolle spielte Religion im Imperium Romanum? Sie geht über Machtfunktionen hinaus. Die Diffusion religiöser Zeichen wie Ausbildung universaler Züge weisen auf eine 'Koine', auf eine Religion – über Grenzen von Provinzen, ethnischen Gruppen und Traditionen hinweg. Harmonisch war diese Pluralität nicht: Religiöse Konfrontationen prägten die Epoche.
Welchen Einfluss hatte die Ausbildung des Imperium Romanum auf die Religionsgeschichte des dadurch integrierten Raumes? In einer Reihe von Fällen unterstützt religiöse Kommunikation die neuen Herrschaftsstrukturen, Rom kann sich hier Mechanismen zunutze machen, die schon in hellenistischer Zeit ausgebildet wurden. Der überraschende Befund der hier vorgelegten Untersuchungen reicht aber weiter: Die Diffusion von religiösen Zeichen und Praktiken wie die Ausbildung universaler Züge in den regionalen Kulturen wie der römischen Religion im besonderen legen es nahe, von einer 'Koine', von der Religion des Imperium Romanum im Singular zu sprechen. Diese Koine findet weder an den administrativen Trennlinien der Provinzen, an den Rändern ethnischer Gruppen noch an unterschiedlichen Überzeugungen und Gottheiten eine strikte Grenze, sie umschließt Kleinasien wie Nordafrika, den Donauraum wie Griechenland und Italien. In dieser Koine agieren Intellektuelle und religiöse Spezialisten, Architekten und Heilssucher. Zugleich ist, bei aller Verbreitung und Strukturähnlichkeit, die religiöse Vielfalt nicht zu übersehen. Es existieren tiefgreifende Unterschiede, die zu Konfrontationen führen. Akzeptanz und Repression, Toleranz und erzwungene Homogenität stehen nebeneinander, lokale Pluralität und gewalttätige Konfrontation lassen sich nachweisen. Historisch spannen die Beiträge in deutscher, englischer und französischer Sprache einen Bogen vom zweiten Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr.
Inhaltsübersicht
Hubert Cancik, Jörg Rüpke: Einführung – Jörg Rüpke: Wie veränderte ein Reich Religion – und wie die Religion ein Reich? Bilanz und Perspektiven der Frage nach der Greg Woolf: World Religion and World Empire in the Ancient Mediterranean – Christoph Auffarth: Reichsreligion und Weltreligion – Corinne Bonnet: L'empire et ses religions. Un regard actuel sur la polémique Cumont- Toutain concernant la diffusion des Darja Šterbenc Erker: Religiöse Universalität und lokale Tradition. Rom und das Römische Reich – Clifford Ando: Diana on the Aventine – Dirk Steuernagel: Wozu brauchen Griechen Tempel? – Christian Mileta: Die prorömischen Kulte der Provinz Asia im Spannungsverhältnis von Religion und Politik – Heike Kunz: Überregionale Kultzentren im Imperium Romanum – Alfred Schäfer: Die Sorge um sich. Die Heil- und Quellheiligtümer von Germisara, Aquae und Ad Mediamin Dakien – Angelos Chaniotis: Acclamations as a Form of Religious Communication – Gian Franco Chiai: Königliche Götter und gehorsame Untertanen im Kleinasien der Kaiserzeit. Zur Funktion der Machtepitheta in religiöser Kommunikation – Günther Schörner: Bild und Vorbild. Nordafrika – Rom – Kleinasien – Annette Hupfloher: Mantische Spezialisten im Osten des Römerreiches – Katharina Waldner: Märtyrer als Propheten. Divination und Martyrium im christlichen Diskurs des ersten und zweiten Jahrhunderts – Werner Eck: Eine historische Zeitenwende. Kaiser Constantins Hinwendung zum Christentum und die gallischen Bischöfe – Jörg Rüpke: Religiöser Pluralismus und das Römische Reich – Andreas Gutsfeld: Zwischen Akzeptanz und Repression. Der christliche Staat und sein Verhältnis zu den traditionellen Kultstätten und ihren Festen im spätantiken Achaia – Hubert Cancik: Religionsfreiheit und Toleranz in der späteren römischen Religionsgeschichte (zweites bis viertes Jahrhundert n. Chr.)
Personen

Hubert Cancik ist Professor emeritus für klassische Philologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.

Jörg Rüpke Born 1962; permanent fellow in Religious Studies at the Max Weber Centre for Advanced Cultural and Social Studies at the University of Erfurt and co-director of the International research group »Religion and Urbanity: Reciprocal Formations.«
https://orcid.org/0000-0002-4173-9587

Franca Fabricius ist wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Vergleichende Religionswissenschaft der Universität Erfurt.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Index — 40 (2012), S. 841–842
In: Historische Zeitschrift — 292 (2011), S. 472–474 (Hartmut Leppin)
In: Archiv für Liturgiewissenschaft — 56 (2014), S. 325 (A.Z.)
In: Anzeiger f.d.Altertumswissenschaft — 64 (2011), S. 69–73 (David Engels)
In: Archives de Sciences Soc.des Relig. — 160 (2012), S. 134 (Anna Van den Kerchove)
In: New Testament Abstracts — 53 (2009), S. 607–608