Rechtswissenschaft

Günther Jakobs

Theorie der Beteiligung

2014. VIII, 76 Seiten.
29,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-153068-5
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Strafrechtliche Zurechnung verbindet ein deliktisches Geschehen mit einer Person nach gesellschaftlichen Regeln, nicht nach solchen der Natur. Die Verbindung kann deshalb auch mit einer Person erfolgen, die das Delikt nicht mit eigener Hand vollzogen, aber vor dem Vollzug durch ein Verhalten mit der Bedeutung vorangebracht hat, das Delikt möge vollzogen werden.
Bei strafrechtsdogmatischen Untersuchungen zur Verletzung negativer Pflichten (Pflichten zur Begrenzung der eigenen Organisation) dominiert in der Regel das Paradigma des Täters, der ein Delikt eigenhändig verwirklicht. Für die strafrechtliche Zurechnung kommt es jedoch nicht darauf an, ob eine natürliche Verbindung mit dem Geschehen durch die eigene Hand besteht, sondern ob sich eine Zuständigkeit dafür begründen lässt, und es gibt auch Gründe, für ein von fremder Hand verwirklichtes Geschehen zuständig zu sein (im Zivilrecht geradezu eine Trivialität). Solche Gründe liegen vor, wenn eine Person ein Verhalten vollzieht, das nicht nur die Deliktsverwirklichung faktisch voranbringt, vielmehr auch den objektiven Sinn hat, die Deliktsverwirklichung solle oder möge geschehen. Dieses Verhalten ist zwar so wenig Unrecht, wie eine Deliktsvorbereitung durch einen Alleintäter per se Unrecht ist, verletzt aber die Obliegenheit, sich nicht durch sein Verhalten für kommendes, durch fremde Hand verwirklichtes Unrecht zuständig zu machen. Das Ergebnis lässt sich auf eine Beteiligung durch Unterlassen übertragen, soweit die eigene Organisation hätte begrenzt werden sollen (Verkehrspflicht, Ingerenz, Übernahme). Bei positiven Pflichten (Pflichten zur Hinderung von Schadensverläufen, die nicht auf einer mangelhaften Begrenzung der eigenen Organisation beruhen) ist der Pflichtige stets unmittelbar zuständig, auch wenn sein Verhalten durch fremde Hand vermittelt wird: Die Veranlassung der Vermittlung ist bereits ein Versuch des positiv Pflichtigen.
Personen

Günther Jakobs Geboren 1937; Studium der Rechtswissenschaft in Köln, Kiel und Bonn; beide Staatsexamina in Düsseldorf (1963, 1967); 1967 Promotion und 1971 Habilitation in Bonn; Professor in Bochum, Kiel, Regensburg und ab 1986 Bonn; dort Direktor des Rechtsphilosophischen Seminars; 2002 Emeritierung.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Goltdammer's Archiv für Strafrecht — 2016, 669–672 (Volker Haas)