Theologie

Philipp Stoellger

coram cruce

Deutungspotentiale der Kreuzestheologie

2024. Ca. 500 Seiten.
erscheint im Juli

Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie

ca. 140,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
Leinen
ISBN 978-3-16-162417-9
in Vorbereitung
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Die Sondierung der Deutungspotentiale der Kreuzestheologie richtet sich an Gegenwartsdiskurse, um zu klären, wie und unter welchen Bedingungen sie heute sinnvoll sein kann: Kreuzestheologie als phobische Prolegomena medialer Theologie.
Denn das Kreuz ist das tremendum der Theologie und auch ihr fascinosum: Riss aller Deutungen und ihr provokantes Woher und Woraufhin. Im Kreuz reißen alle gängigen Deutungen – und es provoziert umso mehr neue Deutungen in Wort, Schrift und Bild vom Kreuz.
Die Sondierung der Deutungspotentiale der Kreuzestheologie richtet sich als Gesprächsangebot an Gegenwartsdiskurse, um zu klären, wie und unter welchen Bedingungen sie heute sinnvoll sein kann: Kreuzestheologie wird zu phobischen Prolegomena medialer Theologie.
Für eine mediale Theologie wird ihr singuläres tremendum et fascinosum entscheidend: das Kreuz als dunkle Unmittelbarkeit, als Ungrund einer Theologie von ganz unten, als Riss aller Deutungen, der umso mehr neue Deutungen provoziert. Das Kreuz als Riss markiert das Andere der Medien – und wird zu deren Öffnung in Wort, Schrift und Bild vom Kreuz.
Das Kreuz als Pathosformel und Metonymie für den Gekreuzigten provoziert Phobos, Entsetzen und Flucht. Das Abjekt stößt ab; andernfalls wäre das Kreuz bereits vergoldet in Erhöhung und Verklärung. Aber der Phobos entwickelt ungeheure Bewegungsenergie für Logos und Ethos: Deutungspotentiale mit ewigem Nachleben, in Krisenzeiten ganz besonders.
Üblicherweise wird das Kreuz prästabilisiert durch allumfassende Deutungsmuster, die dem Kreuz seinen Sinn geben: Sühne, Trinität und Souveränität Gottes. Die Befremdungspotentiale des Kreuzes werden dadurch normalisiert und stillgestellt. Dem treten Labilisierungen und Radikalisierungen der Kreuzestheologie gegenüber.
Wie sind die konstruktiven Deutungspotentiale der Kreuzestheologie auszuführen? Wie kann von Gott kreuzestheologisch gedacht und gesprochen werden? Etwa, indem Gott pathisch gedeutet wird. Als letztes Refugium der Apathie erscheint der Geist meist unberührt von Kreuz und Tod. Nur ist doch gerade der Geist Medium der Pathe Gottes: seiner Leiden und Leidenschaften. Daher wird er als ein verwundeter Geist gedeutet, wenn er denn Geist Christi ist. Wie kritisch das Kreuz für die Christologie werden kann, zeigt sich exemplarisch in Karfreitags- und Karsamstagstheologie.
Auf diesem Hintergrund werden zwei Horizonterweiterungen des »Wortes vom Kreuz« entfaltet: Schrift vom Kreuz und Bild vom Kreuz. Verkörpert die Schrift das Kreuz im Sinn, so verkörpert das Bild das Kreuz vor Augen, in aller Sinnlichkeit des Sinns. Im Rückblick werden Thesen vom Kreuz formuliert zur Orientierung des hier riskierten Versuchs, kreuzestheologisch Theologie zu treiben, um die Deutungspotentiale der Kreuzestheologie zu sondieren und zu entfalten.
Inhaltsübersicht
1. Einleitung: Phobische Prolegomena medialer Theologie
2. Konjunkturen der Kreuzestheologie?
3. Eine grammatische Bemerkung
4. Drei Perspektiven auf die Kreuzestheologie
Kreuzestheologie historisieren – Kreuzestheologie treiben – Kreuzestheologisch Theologie treiben
5. Sechs Deutungen der Kreuzestheologie
Epistemisch (und ethisch, pathisch, visuell) – Anthropologisch (und hamartiologisch, soteriologisch, existentiell) – Christologisch (und theologisch, pneumatologisch, trinitarisch) – Ontologisch (und kosmologisch) – Politisch (und ekklesiologisch) – Regulativ: coram cruce
6. Coram cruce oder cum cruce? Ebelings regulative theologia crucis
7. Stabilisierung und Labilisierung der Kreuzestheologie: Souveränität und Kritik
Sühne als Meisterdeutung? – Trinität als Prästabilisierung? – Souveräne Selbstbestimmung? – Passion als souveräne Aktion? – Souveräne 'Identifikation mit dem Gekreuzigten'? – Souveräne 'Selbsttötung Gottes'? – Potentieller Trinitätsverlust?
8. Radikalisierung der Kreuzestheologie – ohne Souverän
Radikaler Souveränitätsverlust? – Derridas 'Gott, der sich dekonstruiert' als 'sterbliche Nichtsouveränität' – respondeo: Gott, der sich rettend widerspricht – Caputos 'radikalere Kreuzestheologie' – respondeo: Machtlose Macht und im/potentia des Gekreuzigten – Nancys 'phänomenologia crucis' – respondeo: Kreuz als Riss als Öffnung
9. Relative und radikale Kreuzestheologie
Kreuzeskalkulationen: Y + Kreuz + X – Non sola cruce, sondern solo spiritu ? -Solo deo und solo verbo dei? – Allein das Wort vom Kreuz – Vom Wort zum Kreuz – und zurück
10. 'Kreuz', Kreuz und Wort vom Kreuz
'Kreuz' als Wort – Kreuz als Referent – Kreuz als etwas gedeutet – Kreuz als Riss der Deutung – Kreuzestheologische Differenzen – Medien des Kreuzes und Kreuz als Medium
11. Wie Sprechen coram cruce ?
Gottes Antwort auf das Kreuz? – Religiöse Antworten und deren Reflexion? – Kreuzes theologie als Antwort auf das Wort vom Kreuz – Kreuzes theologie als Antwort auf das Kreuz – Kreuzestheologie kritisch und konstruktiv – Riss als Öffnung – Negative, positive und paradoxierende Kreuzestheologie – Deutungsmuster: Kreuz als forma formans, Gekreuzigter als figura figurans
12. Kreuzestheologische Potentiale
Gottes Passion: Gott pathisch gedeutet – Pneumatologia crucis : ein Geist mit Narben – Christologie: vom Kreuz der Auferweckung – Prospektive Deutungspotentiale: der Gekreuzigte und seine Verwandten
13. Schrift vom Kreuz: Das Kreuz im Sinn
Vom Kreuz zum Wort zur Schrift – und zurück – coram cruce – coram scriptura – Kreuzestheologischer Schriftbegriff – Chiasmus von Kreuz und Schrift – Figur und Figuration: Gekreuzigter und Schrift
14. Bild vom Kreuz: Das Kreuz vor Augen
Das Kreuz als Pathosformel – Der Gekreuzigte als Amulett und als figura figurans – Bild vom Kreuz im Kirchenraum – Bild vom Kreuz im öffentlichen Raum – Kreuzestheologische Bildtheorie – 'Identifikation mit dem Gekreuzigten': Grünewalds Gekreuzigter – Rückblick und Ausblick
15. Thesen vom Kreuz – im Rückblick
Personen

Philipp Stoellger Geboren 1967; Studium der Ev. Theologie und Philosophie; 2000 Promotion; 2006 Habilitation; 2007–15 Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Rostock; seit 2015 Professor für Systematische Theologie, Dogmatik und Religionsphilosophie an der Universität Heidelberg; Leiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg.
https://orcid.org/0000-0003-4981-7743

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