Autonomie und Normativität sind Schlüsselbegriffe der Gegenwart. Gleichwohl ist deren Bedeutung für die Legitimation moderner Gemeinwesen immer kontrovers geblieben. Der vorliegende Band möchte einen Beitrag zu dieser Debatte liefern, indem er das hegelsche Modell institutionalisierter Freiheit und Autonomie als ein Projekt vorstellt, das auch heute Antworten auf drängende Legitimationsprobleme von Staat und Gesellschaft liefern kann.
Autonomie und Normativität sind Schlüsselbegriffe der Gegenwart. Gleichwohl ist deren Bedeutung für die Legitimation moderner Gemeinwesen immer kontrovers geblieben. Für die Begründung wird entweder auf das individualistische Modell der Aufklärungsphilosophie seit Locke und Kant oder auf den Vorrang der Gemeinschaft im Sinne einer politischen Romantik abgestellt. Hegel hält beide Positionen für defizitär. Er insistiert zwar darauf, dass Personalität Resultat eines Vergemeinschaftungsprozesses ist und steht deshalb in normativer Hinsicht dem Individualismus nahe, ohne aber den Weg eines »romantischen Kommunitarismus« zu gehen. Der vorliegende Band will diese Sichtweise Hegels nicht nur herkömmlichen Hegeldeutungen gegenüber stellen, sondern auch mit heute dominierenden rechtsphilosophischen Positionen konfrontieren.
Inhaltsübersicht:
I.
Autonomie, Normativität, PersonJean-Francois Kervegan: Person, Subjekt, Institution. Bemerkungen über die Tiefstrukturen der Rechtsphilosophie Hegels -
Giacomo Rinaldi: Hegel und das philosophische Verständnis der Person -
Heikki Ikäheimo: Fichte on Recognizing Potential Persons -
Carla De Pascale: Kommentar zu Heikki Ikäheimo: »Fichte on Recognizing Potential Persons« -
Stephan Stübinger: Hegel und das moderne Verständnis der Person im Recht
II.
Autonomie, Normativität, AnerkennungSabrina Zucca-Soest: Das Recht der Menschenwürde -
Christoph Enders: Das Recht der Menschenwürde. Kommentar: Die Institutionalisierung der Rechts-Subjektivität des Menschen in Hegels Rechts- und Staatsphilosophie -
Gerhard Luf: Institutionelle Dimensionen der Menschenwürde bei Hegel
III. Autonomie, Normativität, RechtBenno Zabel: Das Recht der Institutionen. Zu einer Kultur der Freiheit jenseits von Individualismus und Kollektivismus -
Sebastian Rödl: Recht als Dasein des freien Willens -
Klaus Vieweg: Die bürgerliche Gesellschaft als 'Verstandesgemeinschaft' - Zur logischen Grundlegung von Hegels praktischer Philosophie -
Wolfgang Schild: Geschworenengericht und Strafrechtsinstitution -
Diethelm Klesczewksi: Kommentar zu Wolfgang Schild: »Geschworenengericht und Strafrechtsinstitution« -
Katrin Gierhake: Kommentar zu Wolfgang Schild: »Geschworenengericht und Strafrechtsinstitution« -
Stephan Kirste: Hegel und der postnationale Verfassungsstaat. Supranationale bürgerliche Gesellschaft und sittliche öffentliche Ordnung am Beispiel der Europäischen Union
IV. Autonomie, Normativität,GeschichteChristian Schmidt: Das Recht der Geschichte -
Günter Dux: Radikale Historisierung. Zur unzeitgemäßen Genialität der Philosophie der Geschichte Hegels -
Pirmin Stekeler-Weithofer: Logik der Geschichte und Geschichte im Begriff. Zum notwendigen Holismus in jeder Praxisformanalyse
V. Autonomie, Normativität, NaturKenneth Westphal: Autonomie und Freiheit verkörperter Personen. Bemerkungen zu Hegel und den heutigen Lebenswissenschaften -
Daniela Demko: Autonomie in den Life Sciences und Hegels Institutionenlehre -
Ludwig Siep: Freiheit, soziale Identität und Natur in Hegels praktischer Philosophie
VI. Autonomie, Normativität, EthikKlaus-Michael Kodalle: Spannungen und Gewichtsverlagerungen im Verzeihungsdiskurs des Deutschen Idealismus -
Kurt Seelmann: Ethische Räume jenseits rechtlicher Institutionen? Gnade, Versöhnung und Verzeihung bei Hegel -
Elisabeth Weisser-Lohmann: Ethische Räume jenseits rechtlicher Institutionen? Ein Kommentar zu den Beiträgen von Kurt Seelmann und Klaus-Michael Kodalle -
Erzsébet Rózsa: Versöhnung jenseits und diesseits rechtlicher Institutionen bei Hegel
VII. Autonomie, Normativität, MetaphysikWalter Jaeschke: Das Ewige, das gegenwärtig ist - Metaphysik und Naturrecht -
Birgit Sandkaulen: Probleme mit dem »unbefangenen Bewußtsein«. Kommentar zu Walter Jaeschke -
Christian Georg Martin: Die Idee als Einheit von Begriff und Objektivität