Rechtswissenschaft

Annabelle Meier

Die »Jellinek-These« vom religiösen Ursprung der Grundrechte

2023. XVII, 396 Seiten.

Grundlagen der Rechtswissenschaft 47

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ISBN 978-3-16-162170-3
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Georg Jellineks These vom religiösen Ursprung der Grundrechte ist bis heute umstritten. Annabelle Meiers Rekonstruktion der Anerkennung der Gewissensfreiheit in den nordamerikanischen Kolonien zeigt: Wenngleich sich die Annahme eines »Ur-Grundrechts« als zu weitgehend erweist, lässt sich die Struktur moderner Grundrechte ohne die dortige Rechtsentwicklung nicht verstehen.
Georg Jellinek zog 1895 aus der Rechtsentwicklung der amerikanischen Kolonialzeit den bahnbrechenden Schluss, dass die Grundrechte nicht ökonomischen oder politischen, sondern religiösen Ursprungs sind: nicht das Werk der Revolution, sondern der Reformation. Seit ihrer Publikation wird diese Deutung nicht nur in der Staatsrechtslehre kontrovers diskutiert. Annabelle Meier unterzieht die These einer eingehenden Analyse und Revision: Sie legt auf breiter Quellengrundlage dar, wie die Gewissensfreiheit bereits in der amerikanischen Kolonialzeit zur Anerkennung kam und verknüpft diesen realhistorischen Befund mit den grundrechtstheoretischen Implikationen der »Jellinek-These«. Das Ergebnis eröffnet neue Perspektiven für die transatlantische Verfassungsgeschichte: Wenngleich sich die Annahme eines »Ur-Grundrechts« als zu weitgehend erweist, ist die Struktur moderner Grundrechte ohne die Rechtsentwicklung der amerikanischen Kolonialzeit nicht zu verstehen; damit bleibt Jellineks Deutung von unmittelbarer verfassungstheoretischer Relevanz.
Die Arbeit wurde mit dem Dissertationspreises 2023 der Bayerischen Amerika-Akademie ausgezeichnet.
Inhaltsübersicht
Einführung: These oder Thesen? Der Facettenreichtum der »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte« im Spiegel ihrer Rezeption
Erstes Kapitel: Die These vom religiösen Ursprung der Grundrechte
Erster Hauptteil: Der religiöse Ursprung der Religionsfreiheit
Zweites Kapitel: Die Religionsfreiheit in den Bills of Rights – Tradition in der Revolution?
Drittes Kapitel: Rhode Island als Ursprungsort der Gewissensfreiheit
Viertes Kapitel: Die Kolonie Massachusetts als repräsentatives Gegenbild?
Fünftes Kapitel: Von der kolonialen Gewissens- zur revolutionären Religionsfreiheit
Zweiter Hauptteil: Der religiöse Ursprung der Grundrechte
Sechstes Kapitel: Das subjektive Abwehrrecht als Untersuchungsgegenstand
Siebtes Kapitel: Der religiöse Kontext der Grundrechtsgenese
Personen

Annabelle Meier Geboren 1989; Studium der Rechtswissenschaften und der Geschichte in Würzburg; 2015 Erste Juristische Staatsprüfung und Bachelor of Arts; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht (Prof. Dr. Horst Dreier) in Würzburg; Rechtsreferendariat im OLG-Bezirk Frankfurt a. M., währenddessen wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Grundlagen des Rechts (Prof. Dr. Florian Meinel) in Göttingen; 2022 Zweite Juristische Staatsprüfung und Promotion.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: »Draussen mit Claussen« — https://www.reflab.ch/haben-die-menschenrechte-einen-christlichen-ursprung/ (Johann Hinrich Claussen)
In: Zeitschr. f. Evang. Kirchenrecht — 68 (2023), 239–260 (Till Nima Albers)
In: Zeitschr. f. Evang. Kirchenrecht — 68 (2023), 239–260 (Till Nima Albers)
In: Philosophischer Literaturanzeiger — 76 (2023), S. 276–280 (Reinhard Mehring)
In: Deutsches Verwaltungsblatt — 139 (2024), 288–289 (Helmut Goerlich)
In: http://www.religion-weltanschauung-recht.de — https://religion-weltanschauung-recht.net/2023/06/28/annabelle-meier-die-jellinek-these
In: Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte (ZAR) — 29 (2023), S. 185–190 (Eckart Otto)
In: H-Soz-u-Kult — http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-138033 (Thomas Linke)