Karl Binding (1841-1920) zählt zu den bedeutendsten und umstrittensten deutschen Strafrechtswissenschaftlern. Er hat entscheidend zur Etablierung der Rechtstheorie beigetragen und das strafrechtliche Denken in vielfältiger Weise befruchtet. Der Band analysiert das umfangreiche Werk Bindings und fragt nach seiner Bedeutung für die Gegenwart.
Karl Binding (1841-1920) zählt zu den bedeutendsten und gleichzeitig umstrittensten Denkern der deutschen Strafrechtswissenschaft. Sein mehrbändiges Werk
Die Normen und ihre Übertretung war ein entscheidender Impuls für die Etablierung der Rechtstheorie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin. Zudem hat die normentheoretische Fundierung der dogmatischen Arbeiten Bindings diesen zu einer eindrucksvollen systematischen Geschlossenheit verholfen. Die lange als Ausfluss eines etatistischen und positivistischen Denkens abgelehnte Normentheorie ist seit einiger Zeit wieder in den Fokus der Strafrechtswissenschaft gerückt. Auch viele von Bindings dogmatischen Positionen werden heute, wenn auch teils in anderer Einkleidung, wieder mit Gewinn diskutiert. Der Band analysiert das monumentale Werk Bindings sowie seine ideengeschichtlichen Hintergründe und fragt nach der Bedeutung von Bindings Denken für die Gegenwart.
Inhaltsübersicht:
Teil I: Einflüsse und zeitgenössischer KontextMartin Löhnig/Michael Pawlik: Einleitung -
Andreas Funke: Karl Bindings Normentheorie im Lichte der zeitgenössischen Diskussion -
Thomas Meyer: Zwischen positivem Recht und Vernunft. Karl Bindings Verhältnis zu Hegel und den Hegelianern des 19. Jahrhunderts -
Stephan Stübinger: »weil mein Freund Adolf Merkel mit Recht drauf gedrungen hat«
Teil II: Binding als StrafrechtstheoretikerGünther Jakobs: Bindings Rechtspositivismus -
Michael Pawlik: Bindings Beitrag zur Straftheorie -
Wolfgang Wohlers: Karl Binding und die Rechtsgutstheorie
Teil III: Bindings Behandlung strafrechtlicher EinzelfragenMilan Kuhli: Unrecht und Schuld bei Binding -
Carl-Friedrich Stuckenberg: Bindings Lehre vom Vorsatz und von der Fahrlässigkeit -
Diethelm Klesczewski: Systemanspruch und Formalismus in Bindings Lehrbuch zum Besonderen Teil -
Volker Haas: Binding als Theoretiker des Strafprozessrechts
Teil IV: Binding als Rechtshistoriker
Martin Löhnig: Karl Binding: Vom Studenten zum Ordinarius - Einflüsse im dritten Lebensjahrzehnt -
Lucas Gschwend/Noëmie Schär: Binding über Ehre und Zweikampf
Teil V: Binding als RechtspolitikerGerrit Hohendorf: Die Bedeutung der »Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens« von Karl Binding und Alfred Hoche für die scheinbare Rechtfertigung des nationalsozialistischen »Euthanasie«-Programms
Teil VI: Nachwirkungen und Gegenwartsbedeutung Bindings
Michael Kubiciel: Bindings Normentheorie und die Strafrechtswissenschaft der Gegenwart -
Frauke Rostalski: Karl Bindings Einfluss auf die Strafrechtswissenschaft -
Luigi Cornacchia: Bindings Einfluss auf die italienische Rechtswissenschaft -
Antonio Martins: Kritik an Binding -
Wolfgang Frisch: Bindings Bedeutung für die heutige Strafrechtswissenschaft