Die Autoren der Beiträge gehen aus verschiedenen Perspektiven der Frage nach, inwiefern es das Denken des Einen Gottes ist, das einerseits einen unhintergehbaren »Fortschritt in der Geistigkeit« darstellt, andererseits eine Quelle permanenter und teilweise gewalttätig ausgetragener Konflikte und einer besonderen Unduldsamkeit ist.
In den gegenwärtigen globalen Konflikten, die von vielen als »Kulturkämpfe« wahrgenommen werden, spielen Religionen, speziell die monotheistischen, eine umstrittene Rolle. Die Autoren der Beiträge in diesem Buch gehen aus verschiedenen Perspektiven der Frage nach, inwiefern es das Denken des Einen Gottes ist, das einerseits einen unhintergehbaren »Fortschritt in der Geistigkeit« darstellt, andererseits eine Quelle permanenter und teilweise gewalttätig ausgetragener Konflikte und einer besonderen Unduldsamkeit ist. Dabei geht es nicht darum, die strukturelle Gewalttätigkeit des monotheistischen Gedankens zu beweisen oder zu widerlegen. Vielmehr wird aus vielen Blickwinkeln gefragt, was Monotheismus überhaupt heißen kann, wie sich die Weisheit zur mosaischen Unterscheidung verhält, was geschieht, wenn der monotheistische Gott »vorbeigeht«, und was es bedeutet, wenn »das Reale« als ein entzogener Gott gedacht wird. Im Ergebnis zeigt sich die für das Denken bleibende wechselseitige Verwiesenheit von Einem und Vielen. Angestoßen durch die generelle Kritik am Monotheismus stellt sich »der Eine« als in sich erstaunlich vielfältig heraus.
Inhaltsübersicht:
Gesine Palmer: Einleitung: Die »Realität« des »Monotheismus« als politisches Problem der Kulturwissenschaften -
Carsten Colpe: Monotheismus -
Jan Assmann: Gott und die Götter -
Jean-Luc Nancy: Von einem göttlichen Wink -
Christine Ott: Julie als empfindsamer Christus. Speisesymbolik und Imitatio Christi in Rousseaus Nouvelle Héloïse -
André Michels: Die Gottesfrage und die Bedeutung des Realen - Christoph Türcke: Monotheismus: Offenbarungseid des Polytheismus - Joachim Ringleben: »Der Eine - und nicht die Vielen.« Konkreter Monotheismus -
Eveline Goodman-Thau: Monotheismus, Mystik und Memoria. Jüdische Formgebungen des kollektiven Gedächtnisses -
Michael Wälchli: Der Fundamentalismus im Lichte der mosaischen Unterscheidung. Ein Erklärungsversuch religiöser Intoleranz und Gewalt auf Basis der Assmannschen Thesen -
Yossef Schwartz: Das Erschrecken von Rabbi Jechiel: Von der rationalen Macht und der Macht der Rationalität -
Michael Zank: Politische Theologie als Genealogie. Anmerkungen zu Schmitt, Strauss, Peterson und Assmann -
Alfons Fürst: Wahrer Gott - wahre Gerechtigkeit. Politische Implikationen des Monotheismus in der Spätantike -
Christoph Markschies: Was kostet der Monotheismus? Einige neue Beobachtungen zu einer aktuellen Debatte aus der Spätantike -
Catherina Wenzel: Und diese mischen Wasser und Kalk auf seinem Gesicht. Über Ikonoklasmus -
Gesine Palmer: Monotheismus und friedliche Unterlegenheit?