Das traditionelle Miteinander von Staat und Kirchen ist angesichts gesellschaftlicher Umbrüche in die Krise geraten. In seiner überkommenen Form wird es nicht länger zukunftsträchtig sein. Georg Essen legt einen grundlegenden Neuansatz einer Politischen Theologie vor, die das Verhältnis von Staat und Religion vom Begriff der Freiheit her bestimmt. Mit seiner Studie greift er zugleich in die laufenden Debatten um die Krise der liberalen Demokratie ein.
Liberale Demokratien sind in die Defensive geraten. Die historisch gewachsenen Ressourcen zur Stabilisierung eines politischen Gemeinwesens sind erschöpft. Ebenso hat die Erwartung abgenommen, dass die christlichen Kirchen hier Impulse setzen können. Welchen Beitrag können also realistischerweise die Kirchen für die in die Krise geratenen liberalen Demokratien noch leisten und welche Bedeutung kann ihnen in der politischen Moderne noch zukommen? Georg Essen vertritt die These, dass Religionen produktiv mitwirken müssen an der Stärkung des Freiheitsbewusstseins der Staatsbürgerinnen und -bürger, von dem Wohl und Wehe der liberalen Demokratie abhängen. Dies hat freilich zur Konsequenz, dass die Christentümer sich in der demokratischen Öffentlichkeit Glaubwürdigkeit nur verschaffen können, wenn sie in ihrer gläubigen, kirchlich vermittelten Praxis Gott als Garanten menschlicher Freiheit verkündigen und bezeugen.
Inhaltsübersicht:
1. Kapitel: Grundlegung
A. Einleitung
B. Politische Theologie der Moderne. Konturen eines Programms
C. Moderne. Eine begriffsgeschichtliche Klärung in politisch-theologischer Absicht
2. Kapitel: Souveränität
A. Fragile Souveränität
B. Die Krise der Freiheit und die Gefährdungen des politischen Liberalismus
3. Kapitel: Säkularität
A. Religion in den Autonomiewelten der Moderne
B. Religion in den Rechtskulturen der Moderne
C. Die Legitimation der politischen Moderne. Die Verfassungsgeschichte in der Neuzeit und ihre religionspolitischen Implikationen
4. Kapitel: Autonomie
A. Die Autonomie kommunikativer Freiheit. Zur Möglichkeit einer freiheitlichen Grundlegung des säkularen Staates
B. »Kooperative Übersetzung religiöser Gehalte« (Jürgen Habermas)? Religionsphilosophische Konstellationen von Glauben und Wissen, Freiheit und Gott
5. Kapitel: Repräsentation
A. Souveränität als mehrschichtige Normentheorie. Methodische Überlegungen zum sinnbildenden Überschuss der Legitimitätsfrage
B. Das Ethos staatsbürgerlicher Loyalität und seine politisch-theologische Rekonstruktion
6. Kapitel: Gott
A. Politisch-theologische Weltbezüge des ethischen Monotheismus
B. Gottgewollte Weltverhältnisse. Säkularität und Freiheit
C. Gottgewollte Verortungen. Repräsentation und Reich Gottes
D. Gottgewollte Rechtfertigung. Die Gnade politischer Freiheit