Joachim Ringleben unternimmt einen neuen Versuch, die exegetisch-historischen Erkenntnisse über Jesu Wort und Geschichte systematisch-theologisch zu verarbeiten. Jesu besonderes Gottesverhältnis wird zum hermeneutischen Schlüssel für ein neues Verständnis von Gott als 'Gott des Sohnes'.
In engem exegetischen Anschluß an das Markusevangelium - ergänzt durch Bergpredigt, Vaterunser und Seligpreisungen (Mt) - erarbeitet Joachim Ringleben ein systematisch-theologisches Verständnis von Jesu Weg von der Taufe bis zur Passion. Dabei finden Jesu Sohnesbewußtsein, seine Reich-Gottes-Verkündigung, sein Verhältnis zum Alten Testament, die Heilungen, sein Gebet und seine Gleichnisse sowie seine Selbstverortung zwischen Schöpfung und Eschatologie (mit Ausblick auf die Auferstehung) besondere Berücksichtigung.
Joachim Ringleben stellt drei systematische Hauptthesen auf und stellt deren Ergebnisse dar: Jesu sprachlich vermitteltes Selbstverständnis dient der Erschließung seines Gottesbewußtseins und führt zu einer radikalen Neufassung des überlieferten Gottesgedankens. In der Perspektive von Gott als dem 'Gott des Sohnes' wird Gottes Verhältnis zu diesem Menschen systematisch nachvollziehbar. Und schließlich lässt sich Jesu Gottesverhältnis theologisch als der Ort begreifen, an dem Gott sich selber hervorbringt und zu sich kommt. Damit eröffnet der Autor eine neue Anschlußmöglichkeit für die dogmatische Christologie.
Inhaltsübersicht:
Einleitung: Jesus begreifen?
I. Vorbereitung (Johannes der Täufer)
Der Anfang (Mk 1,1) - Der Vorlauf (Mk 1,2-3) - Der Vorläufer (Mk 1,4-6) - Seine Vorläufigkeit (Mk 1,7f)
II. Das Auftreten Jesu von Nazareth
Ins Wort gefasst (Die Taufe; 1,9-11) - Identitätskrise (Die Versuchung; 1,12f) - Die große Entscheidung (Der Satanssturz; Lk 10,18)
II. Die neue Zeit (Das Evangelium; 1,14-15)
Jesus in Galiläa - Erfüllte Zeit - Nähe des Gottesreiches - Glaube und Umkehr
IV. Das Reich der Mitte
V. Der »Ich« sagende Jesus (Die Vollmacht Jesu)
Schriftauslegung (Mk 1,21f) - Erfüllung der Schrift (Lk 4,21) - »ich aber sage euch« (Die Bergpredigt; Mt 5,17-48)
VI. Der Exeget der Vatersprache (Jesus und das AT)
VII. Das Gebet Jesu
Jesu eigenes Beten - Jesu Aussagen über das Beten - Jesu Anleitung zum Beten: Das Vaterunser (Mt 6,9-13)
VIII. Das »Ich« des Sohnes
Jesu Verhältnis zum Vater (Mt 11,25-27) - Die Vollmacht der Sündenvergebung (Mk 2,1-12) - Jesu Selbstverständnis - Jesus - der Menschensohn
IX. Ruf in die Nachfolge (Mk 1,16-20)
X. Der heilende Heiland (Im Zeigfeld der »Zeichen«)
Der Logo-Therapeut (Jesu Heilungen) - Das Machtwort (Sturmstillung; Mk 4,35-41 parr.)
XI: Das Buch der Natur (Zu Jesu Wirklichkeitsverständnis I)
XII. Das Reich der Gleichnisse
Jesus und seine Gleichnisse - Zur Theologie des Gleichnisses - Das Gottesreich im Gleichnis und als Gleichnis
XIII. Gottes Kommen - das Geheimnis der Welt
Schöpfung und Eschatologie (Zu Jesu Wirklichkeitsverständnis II) - Die Seligpreisungen (Mt 5,3-10)
XIV. Der sich hingebende Jesus (Jesu Ohnmacht und Leidensgeschichte)
Anbahnung der Passion - Der Weg in die Passion - Gehorsam bis zum Tode (Das Kreuz) - Eschatologischer Ausblick: Jesu Auferweckung (Der ans Kreuz Erhöhte)
XV. Der Gott des Sohnes (Gottes Sichhervorbringen)