Theologie

Christine Jacobi

Leiblich vermitteltes Leben

Vorstellungen vom Überwinden des Todes und vom Auferstehen im frühen Christentum

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ISBN 978-3-16-159951-4
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Dass der Mensch nach seinem Tod leiblich auferstehen wird, ist eine Vorstellung, an der antike Christinnen und Christen trotz Kritik ihrer Umwelt festgehalten haben. Doch musste diese Vorstellung mit den wissenschaftlichen und denkerischen Voraussetzungen der Zeit plausibel gemacht werden. Christine Jacobi untersucht Zeugnisse, die diesen Versuch unternehmen und dabei dem Leib des auferstandenen Christus eine Schlüsselrolle zuschreiben.
Was geschieht mit dem Körper nach dem Tod, wie kann er auferstehen und am Ewigen Leben teilhaben? Diese Frage beschäftigt Christinnen und Christen seit jeher. Antike christliche Zeugnisse zeigen: Einen Schlüssel zur Beantwortung sah man im auferstandenen Körper Jesu, der sich der Überlieferung zufolge den Jüngern am Ostermorgen offenbart und der in Gestalt der Eucharistie vom Menschen leiblich empfangen werden kann. In der Folge entstanden mit Beginn des 2. Jahrhunderts größere Entwürfe einer »Soteriologie des Leibes«, in denen Jesu Leib eine entscheidende Funktion für die Auferstehung des Menschen übernimmt und die stellenweise mit den wissenschaftlichen Standards ihrer Zeit für die Plausibilität einer leiblichen Auferstehung argumentieren. Teilweise stehen sie in Kontrast zueinander und provozieren gegensätzliche Zuspitzungen. Christine Jacobi untersucht im vorliegenden Werk Stimmen dieses Diskurses aus frühchristlicher und spätantiker Zeit, darunter Texte der entstehenden Mehrheitskirche ebenso wie Schriften, die heute als »Apokryphen« und Zeugnisse der sog. Gnosis gelten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie argumentativ auf Briefe des Paulus und auf die kanonisch werdenden Evangelien zurückgreifen, insbesondere auf das Johannesevangelium. Sie zeigen dabei überraschende Interpretationsweisen des entstehenden Neuen Testaments und ermöglichen einen Einblick in die Vielfalt seiner Rezeptionen.
Inhaltsübersicht
1. Einführung in das Thema
1.1 Die Fragestellung
1.2 Bemerkungen zur Leiblichkeit in der Auferstehung
1.3 Bemerkungen zur Rezeptionsgeschichte und zum rezeptionsgeschichtlichen Ansatz
1.4 Monographische Arbeiten zur Auferstehung
1.5 Methodisches Vorgehen und Umgang mit den koptischen Texten aus Nag Hammadi
1.6 Textauswahl

2. Die Überwindung des Todes durch Berühren des Auferstandenen: Der Brief des Ignatius an die Smyrnäer (3,1–3)
2.1 Einführung
2.2 Überlieferungsgeschichtliche Bezuge und Frontstellungen in IgnSm 2f.
2.3 Σάρξ als Schlüsselbegriff in den Ignatiusbriefen
2.4 Die σάρξ Jesu in IgnSm 3
2.5 Zusammenfassung

3. Leben und Auferstehen im Heilsraum des Erlösers: Der Brief an Rheginus
3.1 Einführung
3.2 Die Verwandlung des Menschen bei seiner Auferstehung
3.3 Die Funktion des Erlösers bei der Auferstehung der Glaubenden
3.4 Die Gemeinschaft der Glaubenden mit dem Erlöser nach Rheg p.45,23–46,2
3.5 Die Rezeption von Paulustradition
3.6 Zusammenfassung

4. Schmecken des Sohnes: Auferstehung imEvangelium Veritatis
4.1 Einführung
4.2 Im Text begegnende Lexeme für »Auferstehung/auferstehen« und kontextuelle semantische Analogien
4.3 Zur Deutung des Textabschnitts EV p.30,6–31,1
4.4 Zusammenfassung: Die Verinnerlichung und Einverleibung der in Jesus verkörperten Erkenntnis

5. Auferstehen im Fleisch Jesu: Das Philippusevangelium
5.1 Einführung
5.2 Der Ursprung des Todes und das vorausgesetzte Bild vom Menschen
5.3 Sprachliche Besonderheiten der Rede von »Auferstehung«
5.4 Die Spruchgruppe EvPhil 23a-c
5.5 Zusammenfassung

6. Vollkommenes Leben durch besondere Nahrung: Irenäus,Haer . 5
6.1 Einführung
6.2 Der Text: Haer . 5,2,3
6.3 Die Eigenart des Fleisches der Menschen und Jesu Fleisch
6.4 Das transformierende und lebensspendende Wirken des Geistes in der Natur, bei der Eucharistie und bei der Auferstehung
6.5 Die Auferstehung als Prozess
6.6 Der erzieherische Ansatz und die Mitwirkung des Menschen an seinem Wachstum zur Unvergänglichkeit (Haer . 4,38,1–3)
6.7 Zusammenfassung: Die Rezeptionen von Joh 6,51–58 und 1 Kor 15,35–54 bei Irenäus und im Diskurskontext

7. Versiegelt mit dem Blut Jesu: »Das Buch der Auferstehung Jesu Christi, unseres Herrn« (Liber Bartholomaei )
7.1 Einführung
7.2 Christologische Aspekte
7.3 Das zugrundeliegende Menschenbild
7.4 Die Bedeutung des Leibes und Blutes Jesu
7.5 Zusammenfassung
8. Abschließende Beobachtungen
8.1 Zusammenfassung der Einzelergebnisse
8.2 Die Vorstellung der Christusteilhabe und ihre neutestamentlichen Voraussetzungen
8.3 Ertrag für eine Rezeptionsgeschichte neutestamentlicher Texte und Motive im frühen Christentum
8.4 Schlussbetrachtung
Personen

Christine Jacobi Geboren 1979; Studium der Kunstgeschichte und der Ev. Theologie; 2014 Promotion; 2020 Habilitation; seit 2021 Vikarin in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Privatdozentin an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.
https://orcid.org/0000-0002-5502-4558

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Theologische Literaturzeitung — 148 (2023), S. 965–967 (Alexander A. Fischer)