Tradierte Vorstellungen von Demokratie werden herausgefordert durch den Wandel der Formen und Vorstellungen vom Staat sowie durch die forcierte europäische Integration und den Bedeutungsgewinn internationaler Rechtsregime. Ziel des Bandes ist es, die Bedeutung beider Entwicklungen für rechtswissenschaftliche Demokratiemodelle zu betrachten.
Das tradierte, staatszentrierte Demokratieideal steht vor einer doppelten Herausforderung: innerstaatlich durch den Wandel der Formen und Vorstellungen vom Staat und jenseits des Staates durch die forcierte europäische Integration und den Bedeutungsgewinn internationaler (zumeist sektoreller) Rechtsregime. Ziel des Bandes ist es, beide Entwicklungen in ihren Interdependenzen zu betrachten. Die enge Verbindung von klassisch-verfassungsrechtlichen mit dezidiert europa- und völkerrechtlichen Perspektiven sowie die methodische Integration von rechtstheoretischen, rechtshistorischen und rechtssoziologischen Untersuchungsansätzen erlauben es, die komplexen Transformationsprozesse, die rechtswissenschaftliche Demokratiemodelle gegenwärtig betreffen, breit gefächert und theoretisch gehaltvoll zur Sprache zu bringen. Die Beiträge lassen normative Verbindungslinien zum Vorschein kommen, die die dogmatischen Fragestellungen in den einzelnen Rechtsgebieten überspannen.
Inhaltsübersicht:
Demokratietheoretische GrundlagenMatthias Jestaedt: Radien der Demokratie: Volksherrschaft, Betroffenenpartizipation oder plurale Legitimation? -
Franz C. Mayer: Vom Demokratiediskurs zum Identitätsdiskurs - gefühlte Demokratie und die Folgen, Kommentar zu Matthias Jestaedt -
Steffen Augsberg: Gesellschaftlicher Wandel und Demokratie: Die Leistungsfähigkeit der parlamentarischen Demokratie unter Bedingungen komplexer Gesellschaften -
Hans Michael Heinig: Kommentar: Gesellschaftlicher Wandel und Demokratie
Demokratische Legitimation und Europäische IntegrationFrank Schorkopf: Zukünftige europäische Integrationsschritte - durch oder statt Demokratie? -
Christian Calliess: Zukünftige Integrationsschritte - durch oder statt Demokratie? -
Dieter Grimm: Zum Stand der demokratischen Legitimation der Europäischen Union nach Lissabon -
Christian Hillgruber: Leidet die Europäische Union unter einem Demokratiedefizit? -
Christoph Möllers: Drei Dogmen der etatistischen Demokratietheorie
Demokratie in der internationalen OrdnungAndreas Paulus: Fragmentierung und Segmentierung der internationalen Ordnung als Herausforderung prozeduraler Gemeinwohlgenerierung -
Stefan Oeter: Kommentar: Fragmentierung und Segmentierung der internationalen Ordnung als Herausforderung prozeduraler Gemeinwohlgenerierung -
Ulrich K. Preuß: Gibt es eine völkerrechtliche Demokratietheorie? -
Georg Nolte: Kommentar: Gibt es eine völkerrechtliche Demokratietheorie?
AusblickJörg Phillip Terhechte: Wandel klassischer Demokratievorstellungen in der Rechtswissenschaft - Europäisierung und Internationalisierung als Herausforderung