Rechtswissenschaft

Religion – Migration – Integration

Studien zu Wechselwirkungen religiös motivierter Mobilität im vormodernen Europa
Hrsg. v. Anette Baumann, Alexander Jendorff u. Frank Theisen

2019. VIII, 313 Seiten.
64,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-157619-5
lieferbar
Auch verfügbar als:
Der vorliegende Band spürt für unterschiedliche Epochen der vormodernen Geschichte Europas den Wechselwirkungen religiös motivierter Mobilität auf die Migranten wie auch die Aufnahmegesellschaften interdisziplinär nach. Migration und Integration wird anhand des Formierungsprozesses der lateinisch-römischen Christenheit, seiner verschiedenen Stadien und Gruppen problematisiert. Die daraus erkennbaren Entwicklungslinien sind zwar prozessual, nicht aber teleologisch zu verstehen.
Migration stellt eine phänomenologische und prozesshistorische Konstante in Europa dar. Seit der Spätantike stellt die Migration in Europa eine Normalität dar und ist Gegenstand von bewusstem wie auch unbewusstem Wandel. So sind europäische Gesellschaften stetig inhomogene und sich wandelnde Formationen. Der Wandel durch Migration steht im Spannungsfeld zwischen Anpassung, Identitätssuche und Identitätswahrung. Dabei spielt Religion und religiöser Wandel als Faktor von gesellschaftlichem Wandel eine bedeutende Rolle. Der Staat dagegen vertritt eine ambivalente Position zwischen ökonomischen (Entwicklungs-) Interessen, gesellschaftlicher Organisation und allgemeiner Akzeptanz. Die europäischen Gesellschaften erweisen sich als multipolare, kulturelle Mischgebilde mit gebrochenen Identitätsstrukturen, deren bedeutender Teil der Religionsfaktor ist. Umso stärker scheinen Migrationsbewegungen einerseits, amorphe Grenzziehungszwänge und Kulturempfinden andererseits in einem Spannungsverhältnis zueinander zu stehen, das durch den Religionsfaktor dynamisiert wird. Für unterschiedliche Epochen der vormodernen Geschichte Europas wird daher den Wechselwirkungen religiös motivierter Mobilität auf die Migranten wie auch die Aufnahmegesellschaften interdisziplinär nachgespürt. Migration und Integration werden dabei anhand des Formierungsprozesses der lateinisch-römischen Christenheit, seiner verschiedenen Stadien und Gruppen problematisiert. Die daraus erkennbaren Entwicklungslinien sind zwar prozessual, nicht aber teleologisch zu verstehen, insofern ihre Gemeinsamkeiten die vielfältige, keineswegs gleichförmige Entwicklung der lateinisch-römischen Christenheit abbildet.
Inhaltsübersicht
Anette Baumann/Alexander Jendorff: Einleitung: soziale Praxis, politische Entscheidungsfindung, rechtliche Ausgestaltung der Migration und der Integration religiöser Minderheiten im vormodernen Europa – Versuch einer Anamnese

Sektion I:Migration und Integration im Formierungsprozess der westlichen Christenheit
Robin Repnow: Gescheiterte Integration? Gallien an der Schwelle zum Mittelalter – Stefan Tebruck: Religion und Integration im Königreich Jerusalem im 12. und 13. Jahrhundert – Steffen Krieb: Marranos und Moriscos. Vom Nutzen und Nachteil der Taufe in Spanien nach der Reconquista – Alexander Jendorff: Religiöse Identität, Mobilität und Alterität in der alteuropäischen Standeselite. Bemerkungen zur religiösen Komponente alteuropäischer Adeligkeit

Sektion II:Migration und Integration als soziale Praxis in den europäischen Konfessionsgesellschaften
Frank Theisen: Reunionen und ihre Folgen – Kolja Lichy: Integration im »Land ohne Scheiterhaufen«? Migration und Konfession im frühneuzeitlichen Polen-Litauen – Mia Korpiola/Maija Ojala-Fulwood: Controlling Immigrants in Sweden, ca 1520–1620: Norms, Regulation, and Legal Practice – Marina Stalljohann-Schemme: Glaube – Macht – Geld: der Diskurs über Religion und Migration im mehrkonfessionellen Frankfurt der Frühen Neuzeit – Holger Thomas Gräf: Künstler als Migranten im 16. und 17. Jahrhundert: Vermittler im europäischen Kulturtransfer oder Protagonisten einer kulturellen Spaltung? – Frank Jung: Aufnahme trotz des Glaubens. Jüdische Minderheiten in italienischen Stadtgesellschaften: das Großherzogtum Toskana und Monte San Savino während der frühen Neuzeit – Anette Baumann: Wetzlar als Sitz des Reichskammergerichts und das Verhältnis zu den jüdischen Einwohnern
Personen

Anette Baumann ist Honorarprofessorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Leiterin der Reichskammergerichtsforschungsstelle in Wetzlar.

Alexander Jendorff ist Außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Studiendirektor am Burggymnasium Friedberg.

Frank Theisen ist Historiker und Jurist; Referent im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport; derzeit Regierungsdirektor u.a. im Bereich der Geldwäscheprävention und des Stiftungsrechts.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Speculum — 98 (2023), 1208–1209 (Albrecht Classen)
In: Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht (RabelsZ) — 87 (2023), 157–163 (Kurt Siehr)
In: http://www.religion-weltanschauung-recht.de — https://religion-weltanschauung-recht.net/2020/01/01 (Georg Neureither)
In: Jahrbuch f. Evang. KirchenG d. Rheinlandes — 70 (2021), S. 258–264 (Harald Schroeter-Wittke)
In: Zeitschr.f.Histor.Forschung — 48 (2021), S. 537–539 (Bettina Braun)