Die jüdische Rechtstradition ist in der deutschen Jurisprudenz bislang kaum ein Forschungsthema. Dabei bildet diese Tradition ein faszinierendes Untersuchungsfeld nicht allein für den Rechtsvergleich, sondern auch für eine moderne, an Prozessen der Pluralisierung und Transnationalisierung des Rechts interessierte Rechtstheorie. In Anknüpfung an die US-amerikanische Debatte und im Austausch mit den Sichtweisen anderer Disziplinen, wie der Literaturwissenschaft, der Politischen Philosophie und der Judaistik, unternimmt es der Band, Bedingungen und Perspektiven eines Dialogs der Rechtskulturen auszuloten.
Die jüdische Rechtstradition ist in der deutschen
Jurisprudenz bislang kaum ein Forschungsthema. Dabei bildet diese Tradition ein faszinierendes Untersuchungsfeld nicht allein für den Rechtsvergleich, sondern auch und gerade für eine moderne, an Prozessen der Pluralisierung und Transnationalisierung des Rechts interessierte Rechtstheorie. Die jüdische Rechtstradition besitzt kein institutionelles Fundament im Sinne eines eigenen, dem des modernen Staats vergleichbaren Justizapparats, sondern ist um einen Text und dessen immer neue, vielfältige Auslegung zentriert. Damit zeigt sie sich als Alternative zum klassisch-nationalstaatlich geprägten Rechtsmodell. In Anknüpfung an die lebhafte US-amerikanische Debatte, die hier erstmals in deutschsprachigen Beiträgen prominenter Experten auf diesem Gebiet zu Wort kommt, und im Austausch mit den Sichtweisen anderer Disziplinen, wie der Literaturwissenschaft, der Politischen Philosophie und der Judaistik, unternimmt es der Band, Bedingungen und Perspektiven eines Dialogs der Rechtskulturen auszuloten.
Inhaltsübersicht:
I. EinleitungKarl-Heinz Ladeur/Ino Augsberg: Textuales Rechtsdenken. Zur Begegnung von talmudischer Tradition und moderner Rechtstheorie
II. Kontexte der BegegnungClemens Pornschlegel: Gesetzlose Gesetzgeber. Zum Begriff des christlichen Antijuridismus bei Legendre -
Kenneth Reinhard: Die Politische Theologie des Nächsten und die Topologie des Eruv -
Dominik Finkelde: Gesetzeskraft und Feindschaft - Theorien der politischen Eskalation als Einspruch zu einem »heterarchischen« und hierarchischen Rechtsverständnis -
KatrinTrüstedt: Der Buchstabe und das Leben des Gesetzes in Shakespeares Kaufmann von Venedig -
A. S. Bruckstein Çoruh: TASWIR, TALMUD, MNEMOSYNE. Schlitterlogik: Zur Umordnung der Dinge
III. Jüdische Rechtstradition und moderne RechtstheorieSteven Kepnes: Jüdisches Recht als Liturgie -
Ronen Reichman: Aspekte des Entscheidungsfindungsprozesses im halachischen Diskurs -
Suzanne LastStone: Jüdisches Recht in der postmodernen Rechtstheorie -
ThomasVesting: »Zuhören ist Lesen mit dem Ohr«. Zur einmaligen Allianz von Schrift und Sprache im jüdischen Recht -
Adam B. Seligman: Ambiguität und Notation: Jüdisches Recht und Rechtspluralismus -
Chaim Saiman: Jüdisches Recht für die moderne Law School. Kritik und Ausblick