Sozial-/Kulturwissenschaften

Max Weber

Max Weber-Gesamtausgabe

Band I/14: Zur Musiksoziologie. Nachlaß 1921
Hrsg. v. Christoph Braun u. Ludwig Finscher

Unveränderte E-Book-Ausgabe 2019; 2004. XIV, 446 Seiten.
204,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
eBook PDF
ISBN 978-3-16-158122-9
lieferbar
Max Weber erörtert die musikhistorischen und ethnologischen Entstehungsbedingungen der Musik in gesamthistorischer Perspektive. Zudem diskutiert er Idealtypen und Richtungen musikalischer Rationalisierungen und deren 'instrumentelle' Ausgestaltungen. Die Herausgeber zeigen die Studie im biographischen und zeitgenössischen musik- und kulturwissenschaftlichen Kontext.
Max Webers Fragment gebliebene, postum veröffentlichte Musik-Studie ist ein kaum beachtetes Kleinod im Gesamtwerk des Heidelberger Juristen, Nationalökonomen und Sozialwissenschaftlers. Ihre Fachfremdheit und ihre einzigartige Materialdichte verhinderten bislang eine angemessene Rezeption. Weber selbst nahm hingegen an zentralen Stellen seines Werkes Bezug auf die sogenannte 'Musiksoziologie'. In ihr legt er die Besonderheit der okzidentalen und modernen europäischen Kultur im Bereich der Musik dar und erörtert ihre historischen Entstehungsbedingungen in universalhistorischer Perspektive. Er diskutiert Idealtypen und Richtungen musikalischer Rationalisierungen und deren instrumentelle Ausgestaltungen, wobei die außereuropäische und antik-melodische mit der modernen europäischen, seit dem 16. Jahrhundert das bürgerliche Musikempfinden bestimmenden akkordharmonischen Ratio kontrastiert wird. Jener schreibt Weber eine willkürliche Artenvielfalt, dieser eine einzigartige Stringenz und Berechenbarkeit zu. Der Preis dieser modernen europäischen Ratio ist hoch: tonsystematische Konformität und Abstumpfung des melodischen Gehörs. Im modernen musikalischen 'bürgerlichen Möbel', dem Klavier, manifestiert sich diese europäische Ratio. In den Rationalisierungsanalysen offenbart sich dem 'Musiksoziologen' Weber künstlerisch-musikalisches Schaffen als Kampf der individuell schöpferischen Seele mit dem rationalisierten Ton-Material und den technisch-instrumentellen Ausdrucksmitteln. Die Musik-Studie wird hier erstmals im musik- und kulturwissenschaftlichen Kontext ihrer Entstehungszeit vorgestellt und mit ausführlichen Verzeichnissen sowie einem detaillierten Glossar einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Personen

Max Weber Geboren 1864 in Erfurt; Studium der Jurisprudenz, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen; 1889 Promotion über die Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter; 1891 Habilitationsschrift über Römische Agrargeschichte; Ordinarius für Nationalökonomie in Freiburg (ab 1894) und Heidelberg (ab 1897); Mitherausgeber des Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik und Redakteur des Grundriß der Sozialökonomik; umfassende Beiträge zur Methodologie der Sozialwissenschaften, zur Politik des deutschen Kaiserreichs, zu Wirtschaft, Politik, Religion, Recht und Kunst in universalgeschichtlicher Perspektive; nach langem, krankheitsbedingtem Interim schließlich Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie in München (ab 1919); gestorben 1920 in München.

Christoph Braun Geboren 1960; Studium der Politik-, Musik- und Geschichtswissenschaft in Freiburg; 1990 Promotion; 1990–92 Mitarbeiter der Max Weber-Gesamtausgabe in Heidelberg; 1994–95 Mitarbeiter am Projekt 'Max Webers Wissenschaft vom Menschen'; 1993–99 Lehrbeauftragter am Soziologischen Institut in Freiburg, seit 2002 in Leipzig freier Musikjournalist.

Ludwig Fischer Geboren 1930; Studium der Musikwissenschaft in Göttingen; 1954 Promotion; 1967 Habilitation; 1968–81 Ordinarius für Musikwissenschaft in Frankfurt am Main, 1981–95 in Heidelberg; seit 1995 emeritiert.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Kölner Zeitschrift für Soziologie — Jg.57 (2005), H.3, S. 564ff (Frank Rotter)
In: Archiv für Sozialgeschichte — 51 (2011), S. 645–660 (Friedrich Lenger)
In: Die Musikforschung — Jg.59 (2006), H.2, S.189f (Michael Custodis)
In: Das Parlament — Jg.55 (2005), Nr.23/24, S.15 (Christian Hacke)
In: Max Weber Studies — 22 (2022), S. 74–124 (Klaus Lichtblau)
In: Leviathan – Zt f Sozialwissenschaft — 1 (2010), S. 94
In: Neue Musikzeitung — Jg.54 (2005), Nr.5, S.42 (Martin Hufner)
In: Soziologische Revue — Jg.28 (2005), H.4, S.339ff (Ronald Kurt)