Rechtswissenschaft

Hannes Beyerbach

Der Gesetzgeber und das Geistige Eigentum

Jahrgang 6 () / Heft 2, S. 182-203 (22)

This article examines the role of the legislator for intellectual property rights. Indirectly, this gives rise to the question whether there is a natural right to intellectual property or whether intellectual property rights have to be created – in a system of parliamentary democracy in particular by the legislature. Being an issue of constitutional law, the role of the legislator is mainly influenced by fundamental rights. The crucial point in answering the question is the understanding of the legal structure of the right to property as guaranteed by art. 14 of the German Constitution (GG). In contrast to other freedoms, the right to property is widely regarded as a right that has to be legally determined (»created«) to be subject to art. 14 GG. The approach of the prevailing opinion leads to a strong role of the legislator. This shows especially where »gaps« in intellectual property law can be found e.g. considering the protection of trade secrets. The Constitution itself only sets few limits for the legislator: He benefits of a wide scope of discretion when creating intellectual property rights or when refusing legal protection for certain intellectual achievements. Nonetheless, there are guidelines to be derived from the Constitution that bind the legislator of intellectual property rights and prevent the right to property from being totally dependent on legislative action. Der Beitrag untersucht die Rolle des Gesetzgebers für das Recht des geistigen Eigentums. Mittelbar ist damit die auch in der Philosophie häufig diskutierte Frage aufgeworfen, ob es »natürliches« geistiges Eigentum gibt oder ob es – in der parlamentarischen Demokratie namentlich vom Gesetzgeber – erst geschaffen werden muss. Weil die Frage nach der Rolle des Gesetzgebers eine verfassungsrechtliche ist, ist die damit aufgeworfene Problematik in erster Linie eine grundrechtliche. Entscheidend ist hier das dogmatische Verständnis der Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 GG. Wenn man insoweit die herrschende Dogmatik, die von der Normprägung dieser Grundrechtsnorm ausgeht, ernst nimmt, ergibt sich daraus eine starke Rolle des Gesetzgebers, die sich insbesondere dort zeigt, wo noch »Lücken« im Immaterialgüterrecht bestehen – etwa im Bereich der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. Aus der Verfassung selbst lassen sich nur wenige Grenzen für den Gesetzgeber ableiten: Er kann mit weitem Gestaltungsspielraum geistiges Eigentum schaffen oder auch einer Leistung diesen Schutz versagen. Dennoch lassen sich aus der Eigentumsgarantie Vorgaben gewinnen, die den Gesetzgeber im Recht des geistigen Eigentums binden und verhindern, dass das verfassungsrechtlich garantierte Eigentum zu einem »weimarisierten« Eigentum nach Maßgabe des Gesetzes verkommt.
Personen

Hannes Beyerbach Geboren 1982; Studium der Rechtswissenschaften in Passau; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Wirtschaftsverwaltungs-, Medien- und Informationsrecht der Universität Passau; seit 2010 Rechtsreferendar in Passau (Oberlandesgerichtsbezirk München); 2011 Promotion; seit 2013 akademischer Rat auf Zeit am Lehrtstuhl für Öffentliches Recht, Recht der Wirtschaftsregulierung und Medien an der Universität Mannheim.