Volker Neumann schließt eine Lücke in der Publikationsflut zu Carl Schmitt, indem er sein rechtswissenschaftliches Werk juristisch würdigt. Dabei legt er den Schwerpunkt auf Schmitts Beiträge zum Staats- und Völkerrecht. Da Schmitts Arbeiten zumeist Antworten auf aktuelle politische Herausforderungen sind, wird auch ihr zeitgeschichtlicher und biographischer Hintergrund herausgearbeitet.
Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht irgendwo auf dieser Welt ein neues Buch über Carl Schmitt erscheint. Warum also noch ein Buch? Betrachtet man die Sekundärliteratur, fällt auf, dass es so gut wie keine Monographie gibt, die Schmitts rechtswissenschaftliches Werk juristisch würdigt. Diese Lücke will die hier vorgelegte Untersuchung schließen, indem sie den eindeutigen Schwerpunkt auf seine Beiträge zum Staats- und Völkerrecht legt. Das erfordert die Untersuchung seiner Stellung im zeitgenössischen Schrifttum und die Klärung der Frage, ob einzelne seiner Positionen und Begriffe noch heute in der Staatsrechtswissenschaft präsent sind. Erst in zweiter Linie werden seine Schriften zu den Grundlagenfächern Rechtstheorie und Rechtsphilosophie, Verfassungsgeschichte und allgemeine Staatslehre gewürdigt. Schmitts Arbeiten wollen immer auch Antworten auf aktuelle politische Herausforderungen geben. Deshalb kann auf die Thematisierung seiner Biographie und des zeitgeschichtlichen Hintergrunds nicht verzichtet werden.
Inhaltsübersicht:
Grundlegungen:
Vom staatsrechtlichen Positivismus zum Weimarer Richtungsstreit - Theoretiker staatlicher Dezision - Demokratie, Parlamentarismus und Diktatur
Staat, Politik, Verfassungsrecht:
Begriff des Politischen - Verfassungslehre: Verfassunggebende Gewalt, bürgerlicher Rechtsstaat (Gewaltenunterscheidung, allgemeines Gesetz, Grundrechtsdogmatik, Auflösung des Enteignungsbegriffs), Repräsentation und Identität, Ahnherr der Legitimationsdogmatik? Verfassungslehre des Bundes und Europarecht
Theorie des starken Staates:Diktatur des Reichspräsidenten -Pluralismus, Polykratie, Föderalismus - Wer soll »Hüter der Verfassung« sein? - Legalität oder Legitimität - »Preußenschlag« - Rückkehr zum parlamentarischen Gesetzgebungsstaat?
Finstere Zeiten:Machtübergabe: Historische und rechtliche Deutungen - Verfassung des NS-Regimes - Konkretes Ordnungs- und Gestaltungsdenken - Ein antisemitischer Hochschullehrer - Gegenwind und Karriereknick
Völkerrecht und internationale Beziehungen:Kelsen und das Völkerrecht der Zwischenkriegszeit - Kampf mit Genf und Versailles - Nationalsozialismus und Völkerrecht - Völkerrechtsgeschichten (Nomos der Erde) - Kritik und Wirkung
Ernüchterungen, halbherzige Neuanfänge und dreiste Ausreden:
Unverbindliches und Unbestimmtes - Rückkehr zum geltenden Recht? - Rückblicke: War da was? - Legenden: »Carl Schmitt, père de la Vème République?« - Ausklang: Theorie des Partisanen