Christian Dawe entwirft einen umfassenden Sonderkonkursbegriff und fragt, ob sich das Modell eines echten Sonderkonkurses des deutschen Internationalen Insolvenzrechts auch im Anwendungsbereich der Europäischen Insolvenzverordnung aufrecht erhalten läßt.
Mit der Europäischen Insolvenzverordnung vom 29. Mai 2000 ist ein Jahrzehnte altes Projekt europäischer Rechtsvereinheitlichung zur Bewältigung grenzüberschreitender Insolvenzen Wirklichkeit geworden. Neben einem universal wirkenden Hauptinsolvenzverfahren am Interessenmittelpunkt des Schuldners sieht die Verordnung auch Sonderinsolvenzverfahren dort vor, wo der Schuldner eine Niederlassung betreibt. Diese Sonderverfahren erfassen nur das inländische Vermögen des Schuldners. Ein besonderer Konkursgerichtsstand verbunden mit einer territorialen Beschränkung der Masse stellen Grundelemente des 'deutschen' Partikularkonkursbegriffs dar. Im deutschen Internationalen Insolvenzrecht ist seit jeher umstritten, ob es sich bei diesem 'Inlandsvermögenskonkurs' um einen echten Sonderkonkurs handelt, bei dem die Beschränkung der Aktivmasse typischerweise mit einer beschränkten Passivmasse und beschränkten Verfahrensteilnahmerechten korrespondiert. Christian Dawe analysiert die vermögens- und internationalrechtlichen Grundlagen des Partikularkonkurses und ordnet ihn in die deutsche Sonderkonkursdogmatik ein. Er entwirft einen umfassenden Sonderkonkursbegriff und geht der Frage nach, ob sich das Modell eines echten Sonderkonkurses des deutschen Internationalen Insolvenzrechts auch im Anwendungsbereich der Europäischen Insolvenzverordnung aufrecht erhalten läßt.
Inhaltsübersicht:
Einleitung
Erster TeilGrundlagen
A. Vermögensrechtliche ZusammenhängeI. Vermögenseinheit und Vermögensmehrheit
II. Gesamtvermögen und Sondervermögen im modernen deutschen Privatrecht
B. Insolvenzrechtliche ZusammenhängeI. Funktionen des Sonderkonkurses
II. Zulässigkeit des Sonderkonkurses
III. Die Dogmatik des Sonderkonkurses im Spiegel moderner deutscher Insolvenzgesetzgebung
C. Fremdenrechtliche ZusammenhängeI. Historische Entwicklung
II. Folgerungen
D. Internationalrechtliche ZusammenhängeI. Das Kollisionsrecht des Partikularkonkurses
II. Universalität und Partikularität im Internationalen Insolvenzrecht
III. Der Inlandsvermögenskonkurs im deutschen Internationalen Insolvenzrecht
E. Das neue Verständnis des SonderkonkursesZweiter Teil Die Sonderinsolvenzverfahren der Verordnung (EG) Nr. 1346/2000 des Rates vom 29. Mai 2000 über Insolvenzverfahren 125
A. Entstehungsgeschichte der VerordnungI. Die Entwürfe 1980/1984 eines EG-Konkursübereinkommens
II. Das Istanbuler Konkursübereinkommen
III. Die Reform des deutschen Internationalen Insolvenzrechts
IV. Die europäische Verordnung über Insolvenzverfahren
V. Die europäischen Richtlinien über die Sanierung und Liquidation von Versicherungsunternehmen vom 19. März 2001 (2001/17/EG) und die Richtlinie über die Sanierung und Liquidation von Kreditinstituten vom 4. April 2001 (2001/24/EG)
B. Struktur der VerordnungI. Aufbau
II. Hauptverfahren und Sonderverfahren
C. Die Sonderverfahren der Verordnung im einzelnenI. Sekundärinsolvenzverfahren
II. Unabhängige Partikularverfahren
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse
Literaturverzeichnis
Materialien
Rechtsprechung
Literatur
Stichwortregister