Ob im Transformations- oder im Krisenfolgenrecht: immer häufiger muss der Staat aktiv gestalten. Der Band widmet sich dem Phänomen aus intra- und interdisziplinärer Sicht. Zum Schwur kommt es, wenn wir klären müssen, wofür genau wer verantwortlich sein soll - mithin im Augenblick der Zurechnung.
Ob es um technologische und ökonomische Transformationen oder allgemeiner um »Krisen« und ihre Folgen geht: Viele aktuell diskursprägende Entwicklungen lassen sich nicht mehr mit vagem Vertrauen auf gesellschaftliche Selbstregulierung bewältigen. Spätestens wo Leben und Lebensgrundlagen bedroht sind, scheint klar, dass der Staat nicht untätig bleiben darf. Doch wer ihn ernsthaft zum Handeln verpflichten will, steht vor tiefgreifenden konzeptionellen Problemen, die keineswegs schon gelöst sind, indem man eine politische Verantwortlichkeit zur rechtlichen erklärt. Der Band widmet sich dem expandierenden Phänomen der staatlichen Aktivitätspflicht aus intra- und interdisziplinärer Sicht. Die klassischen Unterlassungsdogmatiken stehen ebenso unter Veränderungsdruck wie die Realbereichskonzeptionen und die normativen Grundlagen der Politiksteuerung. Zum Schwur kommt es, wenn wir klären müssen,
wofür genau wer verantwortlich sein soll - mithin im Augenblick der Zurechnung.
Inhaltsübersicht:
Laurence O'Hara/Thomas Grosse-Wilde: Erzeugung verbindlicher Handlungspflichten in einer Ära expandierender Verantwortung -
Weyma Lübbe: Handlungspflichten in Krisenzeiten: Formen und Grenzen der Zurechnungsexpansion -
Laurence O'Hara: Handlungsgebote aus vorrangigem Recht. Voraussetzungen und Erzeugungskontexte -
Thomas Wischmeyer: Staatliche Verantwortung für die Risiken der Informationstechnik -
Angela Schwerdtfeger: Klimawandel und Zurechnung staatlichen Unterlassens. Zwischen Schutz- und Abwehrdimension der Grund- und Menschenrechte -
Stefan Martini: Die nächste Konstitutionalisierung. Positive Pflichten im Völkerrecht -
Alexander Hellgardt: Privatrechtliche Haftung unter höherrangigen Einwirkungen -
Wolfgang Seibel: Multikausalität und Verantwortungsprinzip bei schwerwiegendem Behördenversagen -
Charlotte Schmitt-Leonardy: Strafrechtliche Verantwortung bei komplexen Unglücksereignissen -
Thomas Grosse-Wilde: Zurechnungsexpansion strafrechtlich relevanten Unterlassens von Amtsträgern oder Leerlauf der strafrechtlichen Aufarbeitung von Verwaltungsversagen?