Theologie

Gudrun Holtz

Die Nichtigkeit des Menschen und die Übermacht Gottes

Studien zur Gottes- und Selbsterkenntnis bei Paulus, Philo und in der Stoa

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ISBN 978-3-16-155009-6
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Gudrun Holtz untersucht am Beispiel Philos von Alexandrien und des Apostels Paulus, wie theologische Anthropologie im Horizont der zeitgenössischen hellenistischen Philosophie entwickelt wird. Beide Autoren treten mit Berufung auf die alleinige Subjekthaftigkeit Gottes jeder Form einer Verabsolutierung des Selbst entschieden entgegen: weil er alles Gottes verdankt, ist der Mensch aus sich selbst heraus nichts. An die Stelle der philosophischen Sorge um das Selbst tritt darum die Überzeugung 'nicht aus Menschen, sondern aus Gott'.
Die Sorge um das Selbst ist in jüngerer Vergangenheit als eines der zentralen Themen der hellenistischen Philosophie wiederentdeckt worden. Gudrun Holtz zeigt am Beispiel vor allem des jüdischen Theologen Philo von Alexandrien, aber auch des Apostels Paulus, wie theologische Anthropologie im Gegenüber zu zeitgenössischen philosophischen Konzeptionen des Selbst, insbesondere in der Stoa, entwickelt wird. Im Horizont theologischen Nachdenkens über die Souveränität Gottes erscheint die philosophische Sorge um das Selbst als eine Gestalt der Selbsterhebung des Menschen über Gott, die für Paulus unter das Verdikt des Selbstruhmes fällt und von Philo als missbräuchliche Verabsolutierung von Vernunft und sinnlicher Wahrnehmung kritisiert wird. Stellt Philo jeder Form von Selbstverabsolutierung die Alleinursächlichkeit und Gnadenmacht Gottes gegenüber, die allein dem Menschen die Überwindung der eigenen Nichtigkeit ermöglicht, so ist es bei Paulus die Erkenntnis des Handelns Gottes im Gekreuzigten, die sowohl die Nichtigkeit des Menschen als auch die machtvolle Gnade Gottes an den Tag bringt. Die theologisch-anthropologische Konzeption beider Autoren ist in ihrem gemeinsamen Kern auf die Formel 'nicht aus Menschen, sondern aus Gott' zu bringen. Die paulinische Rechtfertigungslehre erweist sich als eine Konkretion dieses gemeinsamen Kerns. Anders als zuletzt mehrfach vermutet, kann die stoische Gottesvorstellung nicht als eine Begrenzung der philosophischen Ansprüche des Selbst in Anschlag gebracht werden.
Personen

Gudrun Holtz Geboren 1959; Studium der Ev. Theologie und der Judaistik in Tübingen, Berlin und Jerusalem; 1993 Promotion; seit 1995 Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg; 1999–2002 Dozentur am United Theological College, Bangalore (Indien); 2006 Habilitation; Lehrstuhlvertretungen u.a. in Bochum, Berlin, München und Heidelberg; seit 2014 apl. Professorin für Neues Testament und Antikes Judentum an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Ephemerides Theologicae Lovanienses — 98 (2022), S. 168–169 (Christoph Stenschke)
In: Review of Biblical Literature — https://www.bookreviews.org/ (4/2019) (Justin M. Rogers)
In: New Testament Abstracts — 61 (2017), S. 510–511
In: Theologische Revue — 114 (2018), S. 296–299 (Adrian Wypadlo)