Wie erzeugt man 'gute' Gesetze? Sigrid Emmenegger rekonstruiert die Antworten der Rechtswissenschaft um 1900 im Kontext von Wissenschaft und Gesellschaft des Kaiserreichs. Dabei kristallisiert sich zwischen rechtspolitischer Praxis, Rechtsphilosophie und Erkenntnistheorie eine Lehre der 'Gesetzgebungskunst' heraus, die einen vielschichtigen Argumentationsfundus für aktuelle Diskussionen bietet.
Mit der Frage nach der 'guten' Gesetzgebung betrachtet der Jurist seinen täglichen Arbeitsgegenstand aus einer kritischen Distanz: Er fragt nicht mehr nur, was 'ist', sondern auch, was 'sein soll'. Kann und darf der Jurist als solcher überhaupt derartige Fragen stellen? Die in der späten historischen Rechtsschule vorherrschende Begriffsjurisprudenz verneinte dies, aber schon vor 1900 setzte eine bislang unbeachtete, 'legislative' Gegenbewegung ein. Sigrid Emmenegger rekonstruiert den juristischen Diskurs im zeitgeschichtlichen Kontext von Wissenschaft und Gesellschaft des Kaiserreichs. Dabei kristallisiert sich zwischen rechtspolitischer Praxis, Rechtsphilosophie und Erkenntnistheorie eine methodenplurale Lehre der 'Gesetzgebungskunst' heraus, die einen vielschichtigen Argumentationsfundus für aktuelle Diskussionen über 'gute' Gesetzgebung bietet. Das Buch wurde als eines der juristischen Bücher des Jahres 2006 ausgezeichnet (NJW 2006, 3328ff.).
Inhaltsübersicht:
§ 1 Einleitung
Erster Teil:'Gesetzgebungskunst' als Gegenstand der Rechtswissenschaft?
Zu den Entwicklungsphasen einer legislativen Methodenbewegung um 1900
§ 2 Die Ausblendung der Frage nach dem guten Gesetz durch die Rechtswissenschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
§ 3 Die Phase der Forderungen nach einer Einbeziehung der Perspektive des 'guten' Gesetzes in die Rechtswissenschaft: Anfänge einer legislativen Methodenbewegung (1888-1900)
§ 4 Die Phase der allgemeinen Anerkennung des 'guten' Gesetzes als Gegenstand der Rechtswissenschaft: Etablierung der legislativen Methodenbewegung (1900-1914)
Zweiter Teil:Das erste Element der Gesetzgebungskunst: 'Gesetzgebungspolitik'
Zur Diskussion der legislativen Rechtswissenschaft über die Methoden zur Bestimmung eines guten Gesetzesinhaltes
§ 5 Induktive Methoden zur Bestimmung des richtigen Regelungszieles
§ 6 Deduktive Methoden zur Bestimmung des richtigen Regelungszieles
§ 7 Methoden zur werturteilsfreien Bestimmung des richtigen Regelungszieles
§ 8 Methoden zur Bestimmung des richtigen Mittels
Dritter Teil:Das zweite Element der Gesetzgebungskunst: 'Gesetzgebungstechnik'
Zur Diskussion der legislativen Rechtswissenschaft über die Methoden zur Erzielung einer guten Gesetzesform
§ 9 Die richtige Sprache des Gesetzes
§ 10 Die richtige Strukturierung des Gesetzes
§ 11 Die richtige Normierungsdichte
Vierter Teil:Die Vereinigung von Gesetzgebungspolitik und Gesetzgebungstechnik unter dem Dach der 'Gesetzgebungskunst'
Zu den übergeordneten Fragen der legislativen Methodenbewegung und ihres Gegenstandes im Kontext von Wissenschaft und Gesellschaft
§ 12 Das Problem der Wissenschaftlichkeit der 'Gesetzgebungskunst': Eine Kunstlehre, keine Wissenschaft?
§ 13 Die Abgrenzung der legislativen Rechtswissenschaft von verwandten Bestrebungen
§ 14 Soziale und politische Funktionen der legislativen Rechtswissenschaft und ihrer Lehre der 'Gesetzgebungskunst'
Schlussteil§ 15 Ausblick auf die gegenwärtige Gesetzgebungslehre
§ 16 Zusammenfassung in Thesen