Ist der Bologna-Prozeß der richtige Weg für die Juristenausbildung in Deutschland? Dieser Tagungsband geht dieser Frage mit historischen Erfahrungen ebenso nach wie mit Beiträgen zum Jurastudium in europäischen und außereuropäischen Ländern. Dadurch erhält die politische Debatte ein wissenschaftliches Fundament.
Ist der Bologna-Prozeß der richtige Weg für die Juristenausbildung in Deutschland? Der vorliegende Tagungsband bietet für die anstehende Diskussion über die Einführung von Bachelor- und Mastergraden in der deutschen Juristenausbildung eine umfassende Grundlegung in historischer und rechtsvergleichender Perspektive. So wird die Juristenausbildung im alten Rom ebenso anschaulich gemacht wie der Ablauf des juristischen Studiums an den mittelalterlichen Universitäten, das überall in Europa nach dem Vorbild der Universität von Bologna gestaltet war. Die frühneuzeitliche Entwicklung in Frankreich und England wird ebenso berücksichtigt wie die bis zum heutigen Tage prägenden Reformen der Juristenausbildung im Preußen des 18. und 19. Jahrhunderts.
Europäische Universitätslehrer stellen anschließend die Juristenausbildung in ihren jeweiligen Ländern vor (Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Österreich, Spanien, Ungarn). Sie informieren über Erfahrungen mit oder ohne Bologna-Reform sowie u.a. über Studieninhalte, Länge der juristischen Ausbildung und Praxistauglichkeit der Absolventen. Über Europa hinaus blicken die Beiträge zur nord- und lateinamerikanischen Juristenausbildung.
Abschließend werden Erfahrungen mit der letzten Reform zur Einführung eines Schwerpunktstudiums sowie neue Vorschläge einer weiteren Reform dargestellt und die Ergebnisse einer Podiumsdiskussion mit führenden Vertretern aus juristischen und bildungspolitischen Kreisen zusammengefaßt.
Inhaltsübersicht:
I. EinleitungThomas Finkenauer /
Thomas RüfnerII. Historische ErfahrungenEmanuele Stolfi: Die Juristenausbildung in der römischen Republik und im Prinzipat -
Detlef Liebs: Juristenausbildung in der Spätantike -
Hans Wieling: Juristenausbildung im Mittelalter - Referate
Stolfi, Liebs und
Wieling: Diskussionsbericht -
Yves Mausen: Juristenausbildung in Frankreich in der frühen Neuzeit -
Michael Lobban: Geschichte der Juristenausbildung in England seit dem Mittelalter -
Peter Krause: Geschichte der Justiz- und Verwaltungsausbildung in Preußen und Deutschland - Referate
Mausen, Lobban und
Krause: Diskussionsbericht
III. Vergleichender Befund (Länderberichte)Verena Tiziana Halbwachs: Aspekte der Juristenausbildung in Österreich -
András Földi: Der Bologna-Prozess und die Juristenausbildung in Ungarn -
Martin Trybus: Anwaltskammern ersetzen den Staat: die Juristenausbildung in Großbritannien -
Joachim Zekoll: Die US-amerikanische Juristenausbildung -
Heikki Pihlajamäki: Von Turku nach Bologna: Entwicklungslinien der finnischen Juristenausbildung -
Laurens Winkel: Bachelor-Master in den niederländischen juristischen Fakultäten nach der Bologna-Erklärung 1999 - Referate
Halbwachs, Földi, Trybus, Zekoll, Pihlajamäki und
Winkel: Diskussionsbericht -
Julien Walther: Die französische Juristenausbildung im Fegefeuer des Bolognaprozesses? - Paolo Flavio Mondini: Juristenausbildung in Italien zwischen Reform und Gegenreform: eine Warnung für Deutschland? -
Fernando Gascón Inchausti: Der Bologna-Prozess und das Studium der Rechtswissenschaften in Spanien -
Augusto Jaeger Junior: Juristenausbildung in Lateinamerika -
Wojciech Dajczak: Juristenausbildung in Polen (Landesbericht) - Referate
Walther, Mondini, Gascón Inchausti, Jaeger Junior, Dajczak: Diskussionsbericht
IV. Lehren für Deutschland?Ute Mager: Erfahrungen mit der Ausbildungsreform von 2002 -
Heino Schöbel: Einführung des Bologna-Modells in der deutschen Juristenausbildung? - Referate
Mager, Schöbel: Diskussionsbericht - Podiumsdiskussion -
Christian Baldus: Schlußwort