Philosophie

Chrysostomos Mantzavinos

Naturalistische Hermeneutik

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Leinen
ISBN 978-3-16-148868-9
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C. Mantzavinos stellt eine Alternative zu der auf Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer zurückgehende philosophische Hermeneutik dar. Er zeigt, dass die hermeneutische Methode nichts anderes als die auf sinnhaftes Material angewendete hypothetisch-deduktive Methode ist. Aus seiner Analyse geht hervor, dass zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften kein grundsätzlicher methodologischer Unterschied besteht.
C. Mantzavinos stellt dem Autonomieanspruch der Geistes- und Sozialwissenschaften die These der Einheit der wissenschaftlichen Methode gegenüber. Er zeigt, wie Material, das 'sinnhaft' ist, vor allem menschliche Handlungen und Texte, mit Hilfe der hypothetisch-deduktiven Methode – der gängigen Methode der Naturwissenschaften – erfasst werden kann. Die hermeneutische Methode ist nichts anders als die auf sinnhaftes Material angewendete hypothetisch-deduktive Methode. Sowohl menschliche Handlungen im allgemeinen als auch Ergebnisse solcher Handlungen, vor allem Texte, sind, obwohl sinnhaft, mittels der hypothetisch-deduktiven Methode gut erfassbar. Der Autor zeigt, dass Sinnzusammenhänge sehr oft in Wirkungszusammenhänge transformierbar sind und daher nomologisch durchleuchtet werden können. Auch in denjenigen Fällen, in denen diese Transformation nicht möglich ist, kann man die hypothetisch-deduktive Methode anwenden: Man kann Hypothesen formulieren, die dazu dienen, den entsprechenden Sinnzusammenhang zu rekonstruieren, und dann aufgrund des verfügbaren empirischen Materials überprüfen, welche der angebotenen Hypothesen zutreffend sind. Bei Rekonstruktionen, wie bei der Feststellung von Einzeltatsachen im allgemeinen, fungieren bestimmte singuläre deskriptive Aussagen gerade in dem Sinne als Hypothesen, dass man nach Gründen für ihre Wahrheit sucht. Somit brauchen auch diejenigen Disziplinen, die sich mit wissenschaftlichen Problemen der Rekonstruktion von Sinnzusammenhängen befassen, die Orientierung ihrer Tätigkeit an der Wahrheitsidee nicht zugunsten anderer Ideale und regulativer Ideen zu opfern.
»Mantzavinos hat eine naturalistische Hermeneutik entwickelt, die in der Lage ist, Sinnprobleme adäquat zu lösen. Das Buch ist der wichtigste neuere Beitrag zur Analyse dieser Probleme, den ich bisher gesehen habe. Es ist unentbehrlich für jedes Seminar über Probleme der Hermeneutik.«
Hans Albert, Heidelberg
Inhaltsübersicht
Einleitung
TEIL I: HERMENEUTISCHE IRRWEGE
Kap. 1: Der Autonomieanspruch der Geisteswissenschaften. Zur Kritik der Konzeption von Wilhelm Dilthey
1.1 Die Konzeption von Wilhelm Dilthey
1.2 Zur Rolle des Verstehens
1.3 Das Problem der Autonomie der Geisteswissenschaften
1.4 Warum die Geisteswissenschaften nicht methodisch autonom sind

Kap. 2: Hermeneutischer Zirkel und Paralysierung des Denkens. Zur Kritik der Konzeption von Martin Heidegger
2.1 Die Konzeption von Martin Heidegger
2.2 Zur Rolle des Verstehens
2.3 Das Problem des hermeneutischen Zirkels
2.4 Warum der hermeneutische Zirkel das Denken nicht paralysiert

Kap. 3: Der Universalitätsanspruch der Hermeneutik. Zur Kritik der Konzeption von Hans-Georg Gadamer
3.1 Die Konzeption von Hans-Georg Gadamer
3.2 Zur Rolle des Verstehens
3.3 Das Problem der Universalität der Hermeneutik
3.4 Warum die Hermeneutik nicht universal ist

TEIL II: HERMENEUTISCHE AUSWEGE

Kap. 4: Sinnproblematik: der naturalistische Ausweg der Hermeneutik
4.1 Welche Arten von Zusammenhängen gibt es?
4.2 Wie kann man Sinn- und Wirkungszusammenhänge erfassen?
4.3 Verstehen vs. Hypothetisch-Deduktive Methode

Kap. 5: Die Erfassung des Sinnes von Handlungen
5.1 Menschliche Handlungen als sinnhafte Ereignisse
5.2 Zur Transformation von Sinnzusammenhängen in Wirkungszusammenhänge
5.3 Die H-D Methode und die Erklärung menschlicher Handlungen
5.4 Der Status der Rationalitätshypothese
5.5 Die H-D Methode und die Rekonstruktion menschlicher Handlungen
5.6 Zur Erklärung des Verstehens von Handlungen

Kap. 6: Die Erfassung des Sinnes von Texten
6.1 Sprachliche Äußerungen als sinnhafte Ereignisse
6.2 Zur Transformation von Sinnzusammenhängen in Wirkungszusammenhänge
6.3 Die H-D Methode und die Erklärung sprachlicher Äußerungen
6.4 Die H-D Methode und die Interpretation von Texten
6.5 Rekonstruktion eines Sinnzusammenhangs und Autorintention
6.6 Zur Erklärung des Verstehens von Texten

Epilog
Bibliographie
Personen

Chrysostomos Mantzavinos Geboren 1968; 1992 Promotion (Dr.rer.pol.); 1999 Habilitation; 2004 Promotion (Dr. phil.); seit 2004 Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Philosophie an der Universität Witten/Herdecke.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: ORDO — 57 (2006), S. 439–442 (Christian Watrin)
In: Anuario Filosofico — 39 (2006), S. 592 (Nur Bibliographie)
In: Dialogo Filosofico — 22 (2006), S. 558