Simeon Chavel arbeitet eine bestimmte Art der Geschichte in der Tora heraus, die »Orakelnovelle«, sowie ihr Profil und ihre Poetik, ihren historischen Hintergrund und ihre Verwendung.
Simeon Chavel arbeitet eine bestimmte Art der Geschichte in der Tora heraus, die »Orakelnovelle«, sowie ihr Profil und ihre Poetik, ihren historischen Hintergrund und ihre Verwendung. Als kurze Geschichte über ein menschliches Dilemma, welches durch göttliches Gesetz gelöst wird, schildert die Orakelnovelle ein Ereignis oder eine Reihe von Umständen in Israel, Orakelbefragungen durch Moses und Anweisungen durch Yahweh. Die Tora enthält vier solche Geschichten, alle in der Priesterschrift, über das Verfluchen von Yahweh (Lev 24,10-23), den Aufschub der Passahfeier (Num 9,1-14 ), die Sabbatschändung (Num 15,32-36) und das Erbrecht der Töchter (Num 27,1-11). Alle vier behandeln Thematiken der vorausgehenden göttlichen Reden und von Gott gelenkten Handlungen in dramatischer Form. Aber jede verwendet die rechtliche Klimax unterschiedlich, hat eine andere kompositorische Geschichte und beeinflusst andere biblische Texte auf unterschiedliche Art. Antike Quellen zeigen, dass die Orakelnovelle eine Form des priesterlichen Handelns für die Geschichtsschreibung aufgreift. Gemeinsam beleuchten sie die Geschichte des Priestertums, die den Willen Gottes als Gesetz auslegt, und heben judäische Priester hervor, die Orakelbefragungen als das Verbindungsglied zwischen göttlicher und menschlicher Gesellschaft preisen.