Geschichtswissenschaft
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ISBN 978-3-16-154026-4
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Der Konflikt um Johannes Reuchlin gilt als wichtige Auseinandersetzung in den Jahren vor der Reformation. Wie sollten Christen mit dem jüdischen Wissen umgehen? Welchen Platz sollte der Humanismus in der Gelehrtenwelt und an den Universitäten einnehmen? Wer hatte zu entscheiden, welche Ideen erörtert werden konnten und welche es zu zensieren galt? Jan-Hendryk de Boer untersucht, wie diese Probleme zu einer Eskalation mit europaweiten Auswirkungen führten.
Jan-Hendryk de Boer unternimmt in dieser Arbeit eine genealogische Rekonstruktion des Konflikts um Johannes Reuchlin und die jüdischen Bücher mit dem Ziel zu verstehen, wie strukturelle Gegebenheiten, personales Handeln und interpersonale Kommunikation Möglichkeiten und Grenzen für Akteure schaffen, mit ihrem Denken, Schreiben und Handeln die Wirklichkeit zu verändern. Der spätmittelalterliche Judenhass, die Ausbreitung des Humanismus, der Buchdruck sowie die Erosion institutioneller Mechanismen wie Lehrverurteilungen und Zensur werden als Ermöglichungsbedingungen verstanden, die dazu führten, dass die Auseinandersetzung um die Frage, wie mit dem jüdischen Schrifttum umzugehen sei, allmählich eskalierte. Die beteiligten Humanisten, Theologen und Publizisten versuchten, die Gelegenheit für eine Neuordnung der gelehrten Welt zu nutzen. Sich neue Handlungsspielräume zu schaffen, bedeutete dabei immer auch, danach zu streben, den momentanen Überschuss an Kontingenz erneut in Ordnung zu überführen, aus der die jeweiligen Gegner ausgeschlossen werden sollten. Begleitet wird die historische Rekonstruktion von der Frage, wie eine ideengeschichtliche Arbeit gestaltet werden kann. Neben sprachlichen Handlungen treten insbesondere Institutionen und Intentionen als Faktoren in den Blick, die im Zentrum einer ideengeschichtlichen Methodologie stehen können.
Personen

Jan-Hendryk de Boer Geboren 1980; Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Alten Geschichte und Deutschen Philologie in Göttingen; 2009–14 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters; 2014 Promotion in Göttingen; 2015 Postdoc-Stipendium am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Quellen und Forschungen aus Italienischen Archiven u. Bibliotheken — 98 (2018), S. 637–639 (Gerald Dörner)
In: Historische Zeitschrift — 308 (2019), S. 801–803 (Christine Magin)
In: Blätter f.Württ.Kirchengeschichte — 117 (2017), S. 376–378 (Gerald Dörner)
In: Zeitschr.f.Histor.Forschung — 45 (2018), S. 582–584 (Albert Schirrmeister)
In: Jahrbuch f. Evang. KirchenG d. Rheinlandes — 67 (2018), S. 268–269 (Christian Volkmar Witt)
In: H-Soz-u-Kult — http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2017–2-010 (4/2017) (Matthias Dall'Asta)
In: Reformatorisch Dagblad — 15. April 2017, S. 9 (Herman J. Selderhuis)
In: Germanistik — 58 (2017), 1565 (Martin Przybilski)
In: Arbitrium — 37 (2019), S. 47–52 (Jan-Dirk Müller)