Winfried Brugger (1950-2010) war einer der herausragenden Vertreter der deutschen Verfassungsrechtswissenschaft, der Rechtsphilosophie und der Rechtsvergleichung. Ihm zum Gedenken versammeln mehr als 40 renommierte Fachgelehrte ihre Gedanken zu Bruggers Arbeitsfeldern.
Die Voraussetzungen von Verfassungsgebung, Verfassungsanwendung und Verfassungsvergleichung sind durch Europäisierungs- und Globalisierungstendenzen in den letzten Jahren erheblich in die fachliche und öffentliche Diskussion geraten. An diesen Diskussionen hat sich Winfried Brugger (1950-2010) in herausragender Weise beteiligt. Zu seinem Gedächtnis sind etwa 40 Beiträge renommierter in- und ausländischer Forscher in fünf thematischen Gruppen vereint, von den rechtsphilosophischen über die methodischen, historischen und religiösen bis zu den prozeduralen, supra- und internationalen und schließlich vergleichenden Voraussetzungen der Verfassung, sie vertiefen Fragen von Gerechtigkeit und Gemeinwohl und schlagen den thematischen Bogen von der Rechtssicherheit bis zur Bedeutung der Nahrung, beleuchten neben dem Menschenbild die dark side of law, und tasten sich von Rom bis zum brasilianischen Verfassungsgericht, von Herder und Moses Mendelsohn bis zu Scalia und Brugger vor.
Inhaltsübersicht:
I. Zur Würdigung Winfried BruggersPeter Häberle: Gedächtnisblatt für Winfried Brugger (1950 bis 2010) -
Donald P. Kommers:
Wissenschaftliche Partnerschaft über den Atlantik hinweg -
Edward J. Eberle: Commemorative Studies for Winfried Brugger
II. Rechtsphilosophische VoraussetzungenRobert Alexy: Rechtssicherheit und Richtigkeit -
Mark S. Weiner: Verbraucherkultur und die Amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Rasse, Rechtswissenschaft und die bürgerliche Bedeutung der Nahrung -
Matthias Jung: Das Menschenbild der Verfassung und der Naturalismus - Jan Philipp Schaefer: Die Farben der Freiheit. Der Kommunitarismus als Farbenlehre
politischer Kultur -
João Maurício Adeodato: Rechtspaternalismus und das Problem des Gesundheitsrechts in der Bioethik -
Walter Pauly: The Dark Side of Law. Ansätze einer psychoanalytischen
Rechtstheorie bei Freud, Lacan und Žižek - Rainer Keil: Recht und demokratische Tugend. Uralte und jüngere Gesichtspunkte, Abgründe und rechtspolitische Anregungen für Staat und Europa -
Martin Borowski: Sein und Sollen am unteren Ende des Stufenbaus der Rechtsordnung -
StephanKirste: Die Zeit im Kreuz der Entscheidung - Recht und Rhythmus
III. Methodische, historische und religiöse VoraussetzungenAndreas Piekenbrock: Heck liest Scalia -
Ulfrid Neumann: Rechtswissenschaft und Rechtspraxis - verschiedene Welten? -
Christian Baldus: Verfassungsvoraussetzungen in Rom? Über Privatrecht, Ruhm und (interdisziplinäre) Erkenntnis -
Rolf Grawert: Herders Einheit der Nation -
Heiner Bielefeldt: »Lasset niemanden in euren Staaten Herzenskündiger sein«. Moses Mendelssohn als Vordenker der Religionsfreiheit -
Hans Michael Heinig: Religion als Verfassungsvoraussetzung? 14 Thesen aus protestantischer Perspektive
IV. Gerechtigkeit und Gemeinwohl als VerfassungsvoraussetzungenPeter Axer: Das Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums und die Sicherung sozialer Grundrechtsvoraussetzungen -
Thomas Lobinger: Mindestlohn und Menschenwürde -
Michael Anderheiden: Winfried Bruggers Verständnis des Gemeinwohls - Eberhard Schmidt-Aßmann: »Gemeinwohl im Prozess« -
Stefan J. Geibel: Gemeinnützigkeitsrecht als Gemeinwohlförderung: eine Skizze
V. Verfassungstheoretische VoraussetzungenPaul Kirchhof: Der Antwortcharakter der Verfassung -
Rolf Gröschner: Reziprozität: Voraussetzung des Verfassungsstaates -
Ekkehart Reimer: Verfassungspluralität als Verfassungsvoraussetzung -
Josef Isensee: Sicherheit als Voraussetzung und als Thema einer freiheitlichen
Verfassung -
Wolf-Rüdiger Schenke: Integration und oberste Staatsorgane. Die Verfassungsorgantreue als Motor verfassungsrechtlicher Fortentwicklungen -
Ute Mager: Die Gewissensfreiheit im liberalen Verfassungsstaat -
Hanno Kube: Demokratische Teilhabe als subjektives Recht -
Bernd Grzeszick: Die Voraussetzungen demokratischer Legitimation der Verwaltung und deren Konzeptualisierung in der Verfassungsrechtsdogmatik
VI. Prozedurale Voraussetzungen der VerfassungGerhard Dannecker: Narrativität im Recht. Zur Gestaltung der Sachverhalte durch die Gerichte -
Rudolf Bernhardt: Die Unabhängigkeit des Richters - eine Verfassungsvoraussetzung? -
Dieter Dölling: Täter, Opfer und Verfassung
VII. Supranationale, internationale und rechtsvergleichende Voraussetzungen der VerfassungWolfgang Kahl: Schlüsselbegriffe einer »Internationalen Staats- und Verfassungslehre« -
Peter-Christian Müller-Graff: Entscheiden und Entscheidungen im Verständnis Winfried Bruggers aus Sicht eines europarechtlichen Konflikts -
Dagmar Richter: Dynamik und Potential der Menschenrechte -
Peter E. Quint: Caroline of Monaco and the Three Constitutional Courts - an American Perspective -
Charles H. Gustafson: Constitutional Topography of Income Tax Law in the United States: A Varied (But Interesting) Course -
Ingo Wolfgang Sarlet: Die Menschenwürde und die sogenannte Offenheit des Grundrechtskatalogs, behandelt am Beispiel der brasilianischen Verfassungsordnung -
Gilmar Ferreira Mendes: Supremo Tribunal Federal und die brasilianische
Verfassungsgerichtsbarkeit -
Mônia Clarissa Hennig Leal: Amicus Curiae als Instrument der Mitbestimmung, der Demokratisierung und der Legitimation der brasilianischen Verfassungsgerichtsbarkeit. Eine Analyse aus der Perspektive der Statustheorie