Theologie

Olivia Stewart Lester

Revealed History as Prophetic Rivalry

John's Apocalypse, the Sibylline Oracles, and the Prophecy of Apollo

Rubrik: Articles
Early Christianity (EC)

Jahrgang 10 () / Heft 4, S. 461-480 (20)
Publiziert 21.01.2020

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In Auseinandersetzung mit der Forderung von Stephan Palmié, Charles Stewart und Dipesh Chakrabarty, das Verständnis von »Geschichte« auf die Intervention von Göttern, Geistern oder übermenschlichen Wesen auszuweiten, beschäftigt sich der vorliegende Artikel mit zwei antiken Texten, Offb 12 und Sib 4, die anhand göttlicher Offenbarung über die Vergangenheit sprechen. Diese beiden Texte stellen die Vergangenheit so dar, dass sie mit ihren rhetorischen Mitteln zumindest potentiell die Prophezeiungen des Apollon infrage stellen. Sie berufen sich dabei auf bestimmte Traditionen, die mit Apollon verbunden sind – insbesondere auf den Gründungsmythos des Schreins von Delphi und die Legenden über die Inspiration der Sibyllen durch Apollon -, und stellen ihnen alternative Geschichtsdeutungen gegenüber. Sie schreiben die Vergangenheit um und brechen auf diese Weise die Grundlagen der prophetischen Autorität Apollons auf. Mit Robert G. Hall lässt sich sagen, dass Offb 12 und Sib 4 bei diesem Verfahren die rhetorische Strategie der »geoffenbarten Geschichte« nutzen. In der prophetischen Rivalität mit Apollon eröffnet dies die Möglichkeit, sowohl die antiken Traditionen dieses Gottes als auch seine Zuverlässigkeit als Quelle der Erkenntnis über die Vergangenheit in Zweifel zu ziehen.
Personen

Olivia Stewart Lester Born 1984; 2007 BA, Southeastern University; 2010 MDiv and 2011 STM, Yale Divinity School; 2017 PhD, Yale University; 2017–18 John Fell Postdoctoral Fellow, Oriel College, University of Oxford and Visiting Scholar, Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies; currently Assistant Professor of New Testament and Early Christianity at Loyola University Chicago.
https://orcid.org/0000-0002-6493-3876