Geschichtswissenschaft

Timo Luks

Die Ökonomie der Anderen

Der Kapitalismus der Ethnologen – eine transnationale Wissensgeschichte seit 1880

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Festeinband
ISBN 978-3-16-156919-7
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Tauschringe, solidarische Ökonomie, Gegenseitigkeit – derartige Schlagworte stehen gegenwärtig hoch im Kurs. Mit ihnen ist die Hoffnung auf eine postkapitalistische Zukunft verbunden. Sie gründen jedoch in Konzepten, die seit dem späten 19. Jahrhundert geprägt wurden, um das »Wirtschaftsleben der Primitiven« zu verstehen. Timo Luks geht diesem Zusammenhang – den Begegnungen von Ökonomie, Kapitalismustheorie, Kapitalismuskritik und Ethnologie – aus wissensgeschichtlicher Perspektive nach.
Timo Luks geht von der Beobachtung aus, dass die aktuelle Wiederbelebung von Kapitalismustheorie und Kapitalismuskritik mit einem neuen Interesse an nicht-westlichen Wirtschaftsweisen einhergeht. Konzepte, die seit dem späten 19. Jahrhundert in der Ethnologie entwickelt wurden, um »primitive Wirtschaften« zu beschreiben, entfalten gegenwärtig wieder erhebliche Attraktivität. Praktiken der Gabe und Gegenseitigkeit in vorkapitalistischen Gesellschaften, der Kula-Ringtausch in der Inselwelt des Westpazifik, das verschwenderische Rivalitätsspiel des Potlatch in Nordwestamerika – diese und andere Konzepte dienen als Bezugspunkte einer Suche nach ökonomischen Alternativen. Der Autor rekonstruiert die Geschichte der Beschäftigung mit außereuropäischen Wirtschaftsweisen. Er zeigt auf, dass die Begegnung von Ökonomie und Ethnologie seit Marx eine Wahrnehmungsweise hervorbrachte, in der die Ökonomie der Anderen und der moderne Kapitalismus spiegelbildlich aufeinander bezogen waren. Der ökonomisch-ethnologische Diskurs kreiste um eine Prüfung zentraler Begriffe, die das Nachdenken über Wirtschaft in westlichen Gesellschaften prägen (Akkumulation, Geld, Gewinnstreben, Kapital, Konkurrenz, Markt, Preis, Profit, Tausch, Unternehmergeist, Ware). Aus wissensgeschichtlicher Perspektive lässt sich die Frage beantworten, wie eine Beschäftigung mit fernen Gesellschaften Papua-Neuguineas, Afrikas oder Amazoniens zum Schlüssel für das Verständnis »unserer« Wirtschaftsweise werden konnte.
Personen

Timo Luks Geboren 1978; Studium der Geschichte und Politikwissenschaft; 2005 M.A.; 2010 Promotion (Dr. phil.); 2017 Habilitation; Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Oldenburg, Chemnitz und Gießen; gegenwärtig wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Zeitschrift f. Wirtschafts- u. Unternehmensethik — 22 (2021), S. 123–139 (Christoph Henning)
In: Paideuma — 65 (2019), S. 313–314 (Mario Schmidt)
In: German History — 39 (2021), S. 307–309 (H. Glenn Penny)
In: Werkstatt Geschichte — https://werkstattgeschichte.de/wp-content/uploads/2022/09/WG86_173–175_Marti_zu_Luks.pdf (Sibylle Marti)
In: Sehepunkte — https://www.sehepunkte.de/2020/09/33325.html (Timo Duile)