Wie treffen Menschen Entscheidungen, wenn ihre beste Wahl davon abhängt, wie sich andere Menschen entscheiden? Die Autoren dieses Bandes untersuchen Thomas Schellings strategische Ökonomik, die immer wieder von dieser einen Frage ausgeht.
Thomas Schelling (* 14. April 1921 in Oakland, Kalifornien) ist der Essayist unter den großen Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Er entwickelt seine Thesen mit Hilfe von anschaulichen Beispielen, so dass seine wissenschaftlichen Aufsätze und Aufsatzsammlungen selbst für Laien verständlich sind. Schellings strategische Ökonomik überschreitet die ontologischen Grenzen der traditionellen »Wirtschafts«-Wissenschaft. Damit eröffnet sie eine Perspektive auf Lernprozesse, die üblicherweise verschlossen bleiben. Zum Beispiel: Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Reputation, Bindungspotential sind dieser Sicht folgend nicht immer gesellschaftlich funktional, ganz im Gegenteil. Sie können -etwa im illegalen Sektor -zu höchst bedauerlichen Folgen führen. Damit avancieren sie zum Objekt gesellschaftlicher Gestaltung. Schellings bekanntestes Buch »The Strategy of Conflict« forcierte die sozialwissenschaftliche Analyse von (nuklear-)strategischem Verhalten und zählt mittlerweile zu den hundert Büchern, die die westliche Welt seit dem zweiten Weltkrieg am meisten beeinflusst haben. Schelling, der Ökonomik an der University of California (Berkeley) studierte und im Jahr 1951 an der Harvard University promovierte, war auch vielseitig beratend tätig. Neben militärischer Beratung arbeitete er beispielsweise am Marshall-Plan in Europa und im Weißen Haus mit und äußerte sich auch zur Klimapolitik. Im Jahr 2005 wurde ihm der Wirtschaftsnobelpreis verliehen.
Inhaltsübersicht:
Ingo Pies: Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Der Beitrag von Thomas Schelling -
Guido Schröder: De Gustibus Disputandum Est? Thomas Schellings transdisziplinärer und meritorikfreier Ansatz zur Analyse konkreter Gesellschaftsprobleme -
Thomas Brockmeier (Kommentar): Was macht einen Ökonomen zum Ökonomen? Schelling regt zum Nachdenken an -über Gegenstand und Methode der Ökonomik sowie über wirtschaftswissenschaftliche Politik(er)beratung -
Thomas Döring (Kommentar): Paternalistische Meritorik, individuelles Selbstmanagement und ökonomische Politikberatung -
Bernd Hansjürgens: Thomas Schelling und das Klimaproblem -
Reimund Schwarze (Kommentar): Thomas Schelling und das Klimaproblem -
Nico Stehr (Kommentar): Thomas Schelling und das Klimaproblem -
Andreas Ortmann und
Angelika Weber: Thomas Schelling und die Theorie der Self-Command -
Markus Beckmann (Kommentar): Ökonomischer Ansatz und die Theorie des Self-Command -
Reinhard Zintl (Kommentar): Schelling und Smith -unterschiedliche Antworten auf die gleiche Frage? -
Joachim Behnke: Thomas Schelling und die Theorie der Focal Points -
Oliver Falck (Kommentar): Culture Matters -
Andrea Maurer (Kommentar): Where to meet in New York? Soziale Koordination und das Konzept der Focal Points bei Thomas Schelling -
Klaus Beckmann: Thomas Schelling und die Militärstrategie -
Martin Leschke (Kommentar): Möglichkeiten und Grenzen ökonomischer Beratung im Bereich militärischer Sicherheit -
Ingo Pies (Kommentar): Ist Konsens im Konflikt möglich? Zur gesellschaftstheoretischen und gesellschaftspolitischen Bedeutung von Metaspielen