Theologie

Christian Traulsen

Das sakrale Asyl in der Alten Welt

Zur Schutzfunktion des Heiligen von König Salomo bis zum Codex Theodosianus

2004. XVI, 364 Seiten.

Jus Ecclesiasticum 72

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Leinen
ISBN 978-3-16-148170-3
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Christian Traulsen untersucht die Flucht an Heilige Orte und andere Formen religiös begründeter Schutzgewähr aus rechtshistorischer Perspektive. Er geht dem sakralen Asyl vom biblischen Israel über das griechisch-römische Altertum bis zur Entstehung des Asylrechtes der christlichen Kirche in der Spätantike nach.
Wie nur wenige andere Rechtsinstitute steht das sakrale Asyl im Schnittpunkt zwischen Religion und Recht: Es ist der Schutz, den Menschen durch die Flucht an einen Heiligen Ort oder durch eine als heilig empfundene Schutzbitte zu erlangen vermochten. Daher spiegeln sich in diesem Rechtsinstitut Geist und Religiosität im Wechsel der Zeiten besonders eindrucksvoll in unterschiedlichen Formen des Rechts wider. Dies gilt besonders für die Antike, auf deren Säulen des klassischen Altertums und der jüdisch-christlichen Überlieferung die Kultur des modernen Europa ruht. Christian Traulsen untersucht die Rechtsgeschichte des sakralen Asyls dieser Epoche in ihren geistes- und religionsgeschichtlichen Bezügen und spannt dabei den Bogen von Altarflucht und Freistädten im Alten Israel über Schutz und Zuflucht im Homerischen Epos, Asylie und Hikesie im Antiken Griechenland bis hin zur Entstehung des Asylrechtes der christlichen Kirche in der Spätantike.
Inhaltsübersicht
Einleitung
Kapitel 1: Altarflucht und Freistädte im Alten Israe
1. Probleme und Methoden
1.1. Vorüberlegungen
1.2. Grundlagen
1.3. Überblick
2. Der Altar als Zufluchtsort
2.1. Erstes Buch der Könige 1, 50–53; 2, 28–34
2.1.1. Text
2.1.2. Zur Exegese
2.1.3. Rechtshistorische Schlußfolgerungen
2.2. Exodus 21, 12–14
2.3. Weitere Hinweise auf sakrale Asylvorstellungen
2.3.1. Asyl in den Psalmen?
2.3.2. Asyl in erzählenden Texten?
2.4. Fazit
2.4.1. Die vorexilische Zeit
2.4.2. Die nachexilische Zeit
3. Die Freistädte
3.1. Die biblische Überlieferung
3.2. Zur Exegese
3.2.1. Deuteronomium 19, 1–13
3.2.2. Numeri 35
3.2.3. Josua 20
3.2.4. Deuteronomium 4, 41–43
3.3. Rechtshistorische Bewertung
3.3.1. Religionsgeschichtlicher Zusammenhang
3.3.2. Der historische Kern
4. Palästina in hellenistischer Zeit
5. Erträge

Kapitel 2: Schutz und Zuflucht im homerischen Epos
1. Befund
2. Probleme
3. Die flehentliche Bitte
4. Der Fremde
5. Der Hikétes
6. Erträge
6.1. Zusammenfassung
6.2. Schlußfolgerungen

Kapitel 3: Hikesie und Asylie im Antiken Griechenland
1. Vorüberlegungen
2. Hiketeía
2.1. Quellen
2.2. Zum Begriff
2.3. Hikesie-Mittel
2.3.1. Der Heilige Ort
2.3.2. Gesten und Gebärden
2.3.3. Attribute: Die Hiketería
2.3.4. Besonderheiten
2.3.5. Bedeutung
2.4. Wirkung
3. Asylía
3.1. Säkulare Asylie
3.1.1. Inhalt
3.1.1.1. Die Asylie als Selbsthilfeverzicht
3.1.1.2. Die Asylie im Kriegszustand
3.1.2. Formen
3.1.2.1. Asylie der Einzelpersonen
3.1.2.2. Zwischenstaatliche Asylie
3.2. Sakrale Unverletzlichkeit
3.2.1. Die Unantastbarkeit des Heiligen
3.2.2. Das ásylon hierón als phýximon
4. Die Schutzfunktion der griechischen Heiligtümer
4.1. Das Verhältnis von Hikesie und Asylie
4.2. Zur rechtlichen Seite der Hikesie und Asylie
4.2.1. Erwägungen zur Rechtsnatur
4.2.2. Rechtsvorschriften
4.2.2.1. Die Hikésioi in den Hl. Gesetzen von Kyrene
4.2.2.2. Weitere Rechtsvorschriften
4.2.3. Grundsatz und Beschränkungen
4.3. Zur Rechtswirklichkeit
5. Entwicklungen in hellenistischer Zeit
5.1. Rechtliche Gewährleistungen sakraler Asylie durch die . delphische Amphiktyonie
5.2. »Heilige und unverletzliche« Städte
5.2.1. Kathiérosis kraft zwischenstaatlicher Anerkennung
5.2.2. »Hierós kai ásylos« als Titel auf Münzen und Inschriften
5.3. Staatliche Anerkennung sakraler Unverletzlichkeit in den Monarchien
5.3.1. Seleukidenreich
5.3.2. Ptolemäerreich
5.3.3. Zusammenfassung
6. Unter römischer Herrschaft
6.1. Sakrales Asyl in Rom
6.2. Begegnungen
6.3. Die Asylüberprüfung der Jahre 22/23 n. Chr.
7. Zusammenfassung

Kapitel 4: Die Entstehung des kirchlichen Asylrechtes
1. Von der Kirchenflucht zum Asylrecht der Kirchen
1.1. Die Praxis der Kirchenflucht
1.2. Beschränkungen durch die kaiserliche Gesetzgebung
1.3. Die Anerkennung des Asylrechtes
1.3.1. Im Westen
1.3.2. Im Osten
1.3.3. Vereinheitlichung durch den Codex Theodosianus
1.4. Fazit
2. Verbindungslinien
Schluß
Personen

Christian Traulsen Geboren 1969; Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und München; 2003 Promotion; 2012 Habilitation; Privatdozent an der Juristischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Tyche — 22 (2007), S. 264–266 (Hans Förster)
In: Zeitschr.f.Altorient.u.bibl.RechtsG (ZAR) — Jg.10 (2004), S.379ff (Eckart Otto)
In: Zeitschrift d.Savigny-Stiftung G — Bd.122 (2005), S.478 (Gerhard Köbler)
In: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft (ZAW) — Bd.117 (2005), S.323f (A.C. Hagedorn)
In: Zeitschr.d.Savigny-Stiftung R — 2007, 553–563 (Martin Dreher)
In: Theologische Literaturzeitung — Jg.130 (2005), H.6, S.618f (Jonas Grethlein)