Philosophie

Karl Marx' kommunistischer Individualismus

Hrsg. v. Ingo Pies u. Martin Leschke

2005. VII, 230 Seiten.

Konzepte der Gesellschaftstheorie 11

39,00 €
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fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-148702-6
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Der Marxsche Kommunismus wird oft vorschnell als Anti-Liberalismus rezipiert, das Individuum erscheint dem Kollektiv untergeordnet. In den Beiträgen des vorliegenden Bandes wird das Spannungsverhältnis von Kommunismus-Liberalismus neu gesichtet und es werden Probleme wie Entfremdung, (soziale) Gerechtigkeit, Wert der Arbeit, Markt und Planung diskutiert.
Karl Marx ist durch und durch ein Autor des 19. Jahrhunderts. Doch sein Werk hat erst im 20. Jahrhundert eine enorme Sprengkraft entwickelt. Zwischen 1917 und 1989 beriefen sich zahlreiche Versuche, totalitäre Regimes als kommunistisch auszuweisen, auf Karl Marx. Folgt man der gängigen Sekundärliteratur, so erscheint Marx als illiberaler Kollektivist. Dieses Urteil erweist sich jedoch bei genauer Textlektüre als falsch. Zwar lehnte Marx den zeitgenössischen Liberalismus ab, aber nicht, weil ihm die individuelle Freiheit unwichtig gewesen wäre. Vielmehr bekämpft Marx das Missverständnis, das darin besteht, die Freiheit des Einzelnen als Freiheit von der Gesellschaft zu denken, als die Freiheit einer Monade, als eine Freiheit, die durch Isolation von anderen konstituiert wird. Marx hielt dagegen, dass es Freiheit nur in der und durch die Gemeinschaft mit anderen Menschen gibt, dass Freiheit sich nur im sozialen Prozess entfalten kann. Vor diesem Hintergrund werden verschiedene Aspekte des Marxschen Werkes diskutiert, u.a. das Entfremdungsproblem, Freiheit, Gerechtigkeit und Ethik, die Anarchie des Marktes sowie der Wert der Arbeit.
Inhaltsübersicht
Vorwort der Herausgeber – Ingo Pies: Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik – Der Beitrag von Karl Marx – Reinhard Zintl: Entfremdung als Diagnose der Moderne? – Gerhard Engel (Kommentar): Entfremdung – der Preis der Moderne – Guy Kirsch (Kommentar): Entfremdung – der Preis der Freiheit – Harald Bluhm: Freiheit in Marx' Theorien – Thomas Döring (Kommentar): Freiheit statt Gerechtigkeit? Karl Marx aus Sicht der Institutionenökonomik – Michael Schmid (Kommentar): Freiheit, Gerechtigkeit und Utopie bei Karl Marx – Walter Reese-Schäfer: Marx und die Furcht vor der Anarchie des Marktes – Klaus Beckmann (Kommentar): Was macht ein(en) Ökonom(en) ? – Martin Leschke (Kommentar): Die Ängste vor Kommunismus und Kapitalismus – Birger B. Priddat: »Reiche Individualität«. Karl Marx' Kommunismus als Konzeption der »freien Zeit für freie Entwicklung« – Bernd Hansjürgens (Kommentar): Der Wert der Arbeit bei Karl Marx: materielle Reproduktion und Schaffung »reicher Individualität« – Helmut Leipold (Kommentar): Einige Ergänzungen und Fragen zur Kommunismuskonzeption von Karl Marx – Michael Schramm: 'Begreifen, was ich – auf der Straße fand' Karl Marx – (k)ein Klassiker der Wirtschaftsethik – Matthias Meyer (Kommentar): Moderne Wirtschaftsethik und Marxsche Moralkritik – Einige vielleicht überraschende methodische Parallelen – Andreas Suchanek (Kommentar): Was kann die Wirtschaftsethik von Karl Marx lernen? Epilog von Hans G. Nutzinger
Personen

Ingo Pies Geboren 1964; 1989 Diplom-Volkswirt, Universität Münster; 1992 Dr. rer. pol., Katholische Universität Eichstätt; 1999 Dr. rer. pol. habil., Universität Münster; seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
https://orcid.org/0000-0003-2068-4529

Martin Leschke ist Inhaber des Lehrstuhls für VWL 5, insbesondere für Institutionenökonomik, an der Universität Bayreuth.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: ORDO — 57 (2006), S. 400–402 (Hardy Bouillon)
In: www.literatur-report.de — www.literatur-report.de/cms