Theologie

Friedrich Wilhelm Graf

Der heilige Zeitgeist

Studien zur Ideengeschichte der protestantischen Theologie in der Weimarer Republik

2011. VI, 527 Seiten.
64,00 €
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fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-150430-3
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Das vorliegende Buch bietet eine repräsentative Auswahl aus den theologiehistorischen Studien Friedrich Wilhelm Grafs zur Weimarer Republik und zu den Anfängen der nationalsozialistischen Diktatur. Am Beispiel des Kreises um Martin Rades »Die Christliche Welt« zeigt der Autor insbesondere die Resistenz einiger prominenter liberaler Protestanten im NS-Staat.
Friedrich Wilhelm Grafs Studien zur protestantischen Universitätstheologie der Zwischenkriegszeit haben seit den 1980er Jahren mancherlei Kontroversen ausgelöst. Kritische Deutungen der antiliberalen Theologien Karl Barths, Friedrich Gogartens und Hans-Joachim Iwands fanden ebenso Widerspruch wie Studien zu dem antidemokratischen Autoritätskult eines konservativen Kulturlutheraners wie Reinhold Seeberg. Dieses Buch bietet eine repräsentative Auswahl aus den theologiehistorischen Studien Grafs zur Weimarer Republik und zu den Anfängen der nationalsozialistischen Diktatur. Am Beispiel des Kreises um Martin Rades »Die Christliche Welt« zeigt der Autor insbesondere die Resistenz einiger prominenter liberaler Protestanten im NS-Staat. Graf setzt für die Theologiegeschichte der Weimarer Republik auf konsequente Historisierung und, inspiriert auch durch moderne Ideengeschichte und Diskursgeschichte, auf die politische Kontextualisierung theologischer Wissensproduktion. So deutet er insbesondere die von den damals Jüngeren geübte Fundamentalkritik am bürgerlichen theologischen Liberalismus des Kaiserreichs als eine Absage auch an den politischen Liberalismus im Umfeld Friedrich Naumanns. Die »antihistoristische Revolution« in den frühen 1920er Jahren förderte einen radikal antibürgerlichen Gestus des Unbedingten. Glaubensernste Emphase und Hunger nach Ganzheit gingen vielfältige Verbindungen mit einem dezisinistischen Zeitgeist ein, der es kaum erlaubte, die Konsensbildungsmechanismen und den Kompromissbedarf einer parlamentarischen Demokratie zu erkennen und ernst zu nehmen.
Personen

Friedrich Wilhelm Graf Geboren 1948; Studium der Ev. Theologie, Philosophie und Geschichte in Wuppertal, Tübingen und München; 1978 Promotion; 1986 Habilitation; Prof. em. für Systematische Theologie und Ethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwigs-Maximilian-Universität München.

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Bücherbord — 36 (2011), S. 49 (Anton Grabner-Haider)
In: Theologia Reformata — 56 (2013), S. 182–183 (G.C. den Hertog)
In: Journal of Modern History — 85 (2013), S. 978–980 (Benjamin Ziemann)
In: Das Historisch-Politische Buch — 59 (2011), S. 307–308 (Dirk Fleischer)
In: Zeitschr. f. Kirchengeschichte — 125 (2014), S. 424–425 (Martin Leiner)
In: Auskunft — 33 (2013), S. 192–198 (Rainer Hering)
In: Theologische Literaturzeitung — 139 (2014), S. 598–601 (Christian Polke)
In: Verkündigung u. Forschung — 61 (2016), S. 152–160 (Georg Pfleiderer)